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Die Parteigründer aus Schwerin
„39.000 Klicks haben wir schon“, sagt Benno Falk. Auf der Webseite p-d-b.de halten sie Kontakt, kommentieren, vernetzen sich. Mit anderen in Deutschland, „die ums Überleben kämpfen.“
Zu siebt waren sie bei der Gründung in Schwerin. Sie kannten sich von den Montagsdemos. Fast zehn Jahre lang hatten sie am Pfaffenteich gegen Hartz IV demonstriert. 40, 50 Leute waren dabei, oft zogen sie durch die Innenstadt. Zum Schluss jedoch gab es nur noch einen Infostand. „Es musste etwa Neues her“, sagt Falk. Sie machten mit beim Aktionsbündnis „In Würde leben“. Aber das wurde „nicht recht“.
Deshalb PDB. „Als Verein stehst du vor der Stadtvertretung. Wir aber wollten irgendwann hinein.“ Sie recherchierten Satzung und Themen (z. B. Recht auf Arbeit, maximal drei Krankenkassen, Mindestrente), Falk richtete bei 1&1 eine Homepage ein. Ihr Logo wurde entworfen, ein Slogan gefunden: „Verbündet erfolgreich wehren!“ Eine Partei in einem dicken Ordner, Punkt für Punkt abgearbeitet, jeder hatte eine Aufgabe. Und der Name? „Auf den haben wir uns schnell geeinigt“, sagt Brigitte Ahlgrim.
Partei der Bedrängten. Die 63-Jährige fühlt sich so. Bedrängt. Vom Amt. Vom Jobcenter. Bis 1999 war sie ununterbrochen berufstätig. Lange Zeit als Bankkauffrau. „Ich sollte weg.“ Seit 16 Jahren ist sie jetzt schon arbeitslos. Sie sei von Träger zu Träger gereicht worden - „und beschäftigt wie im Kindergarten.“ 2009 wurde sie zwangsgeräumt, wie sie sagt. Sie musste raus aus ihrer Wohnung, es ging um Mietrückstände und nicht übernommene Kosten. Um Streit, Fristen und eine Klage. „Und heute: Da soll ich zwangsverrentet werden.“
Benno Falk, 62, ist seit 2005 ohne Job. Er war mal Facharbeiter für Datenverarbeitung, hat nach der Wiedervereinigung bei Tobaccoland in Neustadt-Glewe gearbeitet. „Aber da war irgendwann Schluss.“ Es folgten Umschulungen und Ein-Euro-Jobs. Er sagt: „Mit uns kann jeder machen, was er will.“ In den Ämtern herrsche Respektlosigkeit, „egal, wo du hinkommst.“
Es hat sich eine Menge angestaut bei ihm und Ahlgrim. Beide liefen Anfang des Jahres bei den Mvgida-Demos mit. Nicht aus Fremdenhass, wie sie betonen. Sie wollten irgendetwas tun. Aufmerksam machen. Denn: „Von wem werden wir regiert? Von Lobbyisten und Stiftungen. Adenauer, Ebert, Bertelsmann.“ Dagegen wären sie auf die Straße gegangen. In ihrer Wut.
Ihre Wut hat beiden mal 300 Stimmen eingebracht. 2013 bei der Bundestagswahl. Sie hatten kandidiert und in Lankow, Krebsförden, in der City und auf dem Dreesch geworben, waren von Haustür zu Haustür gezogen, hatten Flyer verteilt, Plakate gebastelt. Budget: 200 Euro. Am Wahlsonntag gingen beide abends ins Rathaus, „um mal zu gucken.“ Und ihr Ergebnis? „Wir waren nicht enttäuscht. Ein bisschen stolz sogar.“ Er habe 7 Stimmen aus Neustadt-Glewe erhalten, so Falk. „Das waren bestimmt meine ehemaligen Arbeitskollegen.“
Zuvor hatte die PDB eine Gründungsversammlung organisiert, einen Vorstand (Vorsitz: Benno Falk) gewählt und Satzung plus Programm und Protokoll dem Bundeswahlleiter geschickt. Eine Urkunde bezeugt, dass sie fortan registriert waren.
Zur Bundestagswahl zugelassen wurde die PDB trotzdem nicht. „Nicht ernsthaft genug, meinte der Bundeswahlausschuss“, erinnert sich Falk. Sie legten Widerspruch ein, aber es blieb dabei. Falk und Ahlgrim mussten als Einzelbewerber antreten - und erst einmal 200 Unterstützer finden. Und zwar jeder. „Vorm Jobcenter klappte es am besten mit den Unterschriften“, weiß Ahlgrim noch heute.
Und ihr Traum von der Stadtvertretung? 2014 ließen sich beide wieder aufstellen, wieder einzeln. Ahlgrim holte bei der Kommunalwahl 158 Stimmen, Falk 142, zusammen 0,3 Prozent. Die Bürgermeisterwahl 2016 wollen sie auslassen. Ahlgrim sowieso, sie ist gesundheitlich angeschlagen. Aber auch Falk. Und die Landtagswahl? „Mal schauen. Vielleicht juckt es ja in den Fingern.“ Als Einzelbewerber. Oder als Kandidat der PDB. Es wäre ein Comeback für die Partei der Bedrängten. Und eine Premiere. Die erste richtige Wahl.