
„Die Toten kommen nach Schwerin“
Sonntag, 10.45 Uhr. In zehn Minuten kommen vorbei: Zwei Fahrradgruppen, ein paar Brötchenholer, etliche Spaziergänger. Die einen halten kurz an und zücken ihre Smartphones, die anderen bleiben stehen und fangen an zu diskutieren. Darf man das?
Darf man Sand aufschütten, ein Kreuz aufstellen und damit ein symbolisches Grab errichten? Klar, heißt es in einer Mail, die am Morgen fast alle Redaktionen des Landes erreicht. „Europaweit sind in den letzten Tagen zahlreiche Gedenkstätten entstanden. Mitten in den Städten und ohne behördliche Genehmigungen.“ Jetzt auch in Schwerin. Am Pfaffenteich, gleich neben dem Innenministerium.
Durch messerscharfe und teils mehrere Meter hohe Stacheldrahtzäune bleibe Flüchtlingen nur der Weg über das Mittelmeer, schreiben die anonymen Verfasser der Mail. Tausende würden dabei ertrinken. Und wer es schaffe, für den sei die Situation katastrophal.
„Die Toten kommen“. Unter diesem Motto hatte das Zentrum für Politische Schönheit am Dienstag eine Frau aus Syrien bestattet, es war der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen gegen die Abschottungspolitik der EU.
„Die Toten kommen nach Schwerin“. So steht es in der Mail an unser Magazin. Weniger drastisch und ohne Leiche wie in Berlin. Aber mit dem Flüchtlingsthema. Zu beobachten ist das am Pfaffenteich.