Roland Regge-Schulz

Aroma-Tomaten oder die Formenvielfalt von Wasser

Neulich habe ich gesehen, wie sich ein Freund von mir, ein Witzezeichner, auf eine Bühne gewagt hat, um sich im Witzeerzählen ganz ohne Bilder zu versuchen. Ich habe das leider nicht live gesehen, sondern nur so einen Ausschnitt, einen Videoclip. Das Publikum war amüsiert und falls es am Ende mit Eiern geworfen hat, war es jedenfalls nicht mehr zu sehen, auf dem Video.

Die lustigste Stelle, jedenfalls im Video, war die, als er von Geschmacks-Erdbeeren erzählte, die es tatsächlich geben sollte.
Ha, dachte ich, typisch Witzemacher, die denken sich irgendwelchen Scheiß aus und tun dann so, als gebe es das tatsächlich, weil das die Wirkung erhöht.

Gestern wollte mir im Fernsehen sogar einer erzählen, Angela Merkel regiere unser Land. Dabei weiß doch jeder, dass das Quatsch ist. Die ist doch längst in den Hund-im-Park-Modus gewechselt. „Keine Angst, die tut nichts!“

Geschmackserdbeeren sind natürlich völliger Blödsinn. Das weiß doch jeder, der im Supermarkt einkaufen geht. Erdbeeren ja, Geschmack auch! Beides zusammen gibt es nicht.

Kann ja noch kommen. Wenn dieses Freihandelsabkommen mit Amerika erstmal unterschrieben ist, dann ist alles möglich. Die haben halt andere Standards als hier, dort drüben. Die manipulieren so lange an den Maisgenen herum, bis sich die Körner ganz allein in die Maschine stürzen, um zu poppen. Und da sage noch einer, die Amis seien prüde.
Allerdings haben für mich persönlich diese amerikanischen Standards immer so einen seltsamen Beigeschmack. Nach Chlor zum Beispiel. Alle Welt spricht ja von den Chlorhühnchen. Da wird Fleisch mit Chlordioxid behandelt, gegen Salmonellen und so.
Mal ganz ehrlich und nur unter uns: Seit ich das Wort Chlorhühnchen kenne, traue ich mich nicht mehr in die Schwimmhalle. Wenn ich mir so vorstelle, ich schwimme da so ruhig meine Bahnen und neben mir taucht plötzlich so ein Chlorhühnchen auf... Neee!, das will man sich nicht vorstellen.

Da gucke ich doch lieber beim Nachbarn über den Zaun, suche mir ein Huhn aus und frage, wie lange das Tierchen denn noch so gedenke, Eier zu legen.

Gestern war ich fürs Wochenende einkaufen. Da stand ich dann so am Gemüseregal und habe mich über die Formenvielfalt von Wasser gefreut. Und was es alles gab: Melonen, Nektarinen, Erdbeeren, Gurken und Tomaten. So unterschiedlich in Form und Farbe und doch so ähnlich im Geschmack. Wässrig frisch.
Ich griff mir eine Packung Wasser in Tomatenform und traute meinen Augen kaum. Es waren Aroma-Tomaten. So stand es jedenfalls geschrieben. Aroma-Tomaten!

Das gibt es doch gar nicht. Das muss ich unbedingt erzählen. Allen! Her mit dem Mikro! Wo ist die Bühne?