Roland Regge-Schulz

Ausgebrannt

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Kopf runter und arbeiten und immer den Chef im Nacken. Das kennen wir doch alle. Und am Ende landen wir auf der Couch.

„So, so, Ihr Job deprimiert Sie“, sagt der Psychiater und kritzelt etwas auf seinen Block.
„Immer dieser Druck“, stöhne ich, „ich bin ja schon fleißig. Aber kaum habe ich ein paar Buchstaben für diese Kolumne in die Tastatur geklimpert, schon trampelt der Chef herum. Das habe er schon schneller gesehen. Es wird doch wohl nicht so schwer sein, die paar Zeichen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Und außerdem solle ich mich nicht so anstellen, meine Texte lese doch sowieso keiner.“
„Aha“, sagt der Psychiater und kritzelt etwas auf seinen Block.
„Nicht A-H-A sondern J-A!“, sage ich, „Und wissen Sie was am Schlimmsten ist? Ich traue mich schon gar nicht mehr einen Kaffee zu trinken. Geschweige denn eine anständige Mittagspause zu machen. Er sagt ja nichts, der Chef. Aber ich spüre seinen Blick. Eiskalt stechen mir seine Augen in den Rücken. Typisch, sagen sie, erst trödelt der den ganzen Tag herum und dann wundert er sich, dass er seine Arbeit nicht schafft.
„Hmmmhhh“, macht der Psychiater und kritzelt etwas auf seinen Block.
„Dieser Druck“, sage ich, „der ist kaum noch auszuhalten. Diese Mühle im Alltag, dieser Kreislauf des Grauens. Wenn ich nicht bis zum Umfallen arbeite, arbeite und arbeite, verdiene ich kein Geld. Jedenfalls nicht genug Geld. Was soll ich machen, die Kinder schreien nach Kaviar.
„Oh“, sagt der Psychiater und kritzelt etwas auf seinen Block.
„Kein Wunder“, sage ich, „dass ich so krank bin. Albträume, Depressionen, Burnout! Und Schuld ist nur dieser Scheiß-Chef.“
„Sie arbeiten freiberuflich“, sagt der Psychiater.
„Ja, Doktor, was habe ich?“
„Paranoide Schizophrenie.“