Roland Regge-Schulz

Das selbstfahrende Auto

  • dieschweriner.de
Ist ja gerade IAA, also diese große Automesse in Frankfurt. Und der Trend in diesem Jahr ist das selbstfahrende Auto. Ein komischer Trend. Ein Auto selbst fahren, das kann ich auch.

Die Kamera tanzt über poliertes Blech, möglichst groß mit möglichst dicken Rädern. Erotik-TV für Männer. Das Fernsehen berichtet von der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt.
Mitten im Blech knuspert der Porsche-Chef ins Mikrofon. Der neue Trend zu den selbstfahrenden Autos sei ja gut und schön aber das dauert noch 20 Jahre. Was soll er auch sonst sagen, der arme Kerl. Einen Porsche zu fahren, ist schon ein Erlebnis. Die Kraft des Motors zu spüren, zu spüren, was man anrichten kann, wenn man die Pedale tritt, die direkte Lenkung, das ganze Fahrgefühl.
Wenn der Porsche selber fährt, bleibt nur noch ein enges Auto mit winzigem Kofferraum, in das man nur mit Mühe hinein und noch schwieriger wieder hinaus kommt.
Die prognostizierten 20 Jahre  des Porsche-Chefs sind nur ein Stoßgebet. Eine Hoffnung für die deutschen Autobauer, die der Entwicklung hinterherlaufen ...ähhh... -fahren. Warum soll das auch noch zwanzig Jahre dauern, wenn Google schon seit Jahren selbstfahrende Autos auf die Straßen schickt. Hunderttausende Kilometer haben die schon unfallfrei hinter sich.

Stellen wir uns doch einmal eine Urlaubsfahrt in so einem Auto vor.
Kaum aus der Parklücke heraus, fragen von hinten die Kinder: „Wann sind wir da?“
„19 Uhr, 36 Minuten und 23 Sekunden“, schnarrt das aus dem Lautsprechern und, „die Schleudersitze hinten links und hinten rechts sind aktiviert und werden bei Wiederholung der Frage nach der Ankunftszeit automatisch ausgelöst.“
Schon ist Ruhe dahinten.
Das Auto fährt auf die Autobahn.
Fünf Minuten später ruft die Mutter: „Musst du so schnell fahren.“
„Ja“, kleine Pause, „der Schleudersitz vorn rechts ist aktiviert.“
Nach einer halben Stunde meldet sich der Vater: „Hier kann man doch mal richtig Gas geben.“
„Schnauze“, schnarrt das Auto, „der Schleudersitz vorn links ist aktiviert.“
Und schon ist Ruhe in der Blechbüchse.
Pünktlich um  19 Uhr, 36 Minuten und 23 Sekunden öffnet das Auto seine Türen: „Sie haben das Ziel erreicht.“
Mutter hat ein Buch gelesen, Vater hatte genug Zeit, seine Nase freizupopeln und kann jetzt die frische Bergluft tief einatmen.
Alle steigen entspannt aus. Fast alle. Das Kind hinten links hatte noch einmal die Ankunftsfrage gestellt.
Aber das Auto hat sich die Koordinaten seines Abfluges gemerkt, man wird es dort abholen, auf dem Rückweg. Außerdem ist Urlaub mit nur einem Kind viel entspannter.

Also ich freue mich auf das selbstfahrende Auto. Nimmt es mir doch viel Arbeit ab.
Während ich mich im noch einmal Bett umdrehe, fährt es die Kinder zur Schule und bringt Brötchen mit. Und nachts, wenn alles schläft, dann fährt es zur Tanke und lässt sich volllaufen.