Roland Regge-Schulz

Ein bisschen doof, mit den Löchern

Keine Stammtischdiskussion über Ikea ohne Bohrmaschine und Schraubenzieher. Denn genau das, das kann nun wirklich jeder bestätigen, braucht Mann, wenn er die von Frau ausgesuchten Möbel aufbauen muss. Von den bescheuerten Bauanleitungen ganz zu schweigen. Falsch!

Nun, es mag ja auch bei Ikea Zeiten gegeben haben, in denen das so war. Nur kann ich mich nicht daran erinnern. Das alles mag ja noch so gewesen sein beim Aufbau der Anbauwand „Juwel 4“ aus dem VEB Möbelkombinat Zeulenroda-Triebes aber bei keinem einzigen Möbelstück von Ikea habe ich je ein angedeutetes Loch zu Ende bohren müssen oder haben mir am Ende irgendwelche Schrauben gefehlt. Vielleicht war ich ja die unglückliche Ausnahme, die nie sein handwerkliches geschickt unter Beweis stellen durfte. Schwer vorstellbar, denn ich habe ein Menge Ikea-Möbel zusammengeschraubt, für die Familie und für Freunde.
Ich konnte, ich durfte auch nicht mitreden am Stammtisch, wenn über die bekloppten Zusammenschraubanleitungen diskutiert wurde. Ich finde die Dinger einfach und klar verständlich. Idiotensicher sogar.

Bis Bekväm der Schwarze in mein Leben tritt. Es klingt schon lustig, wenn ein Tritthocker in ein Leben tritt. Und noch lustiger, 14, 99 Euro gekostet hat und in Einzelteilen auf dem Fußboden liegt und Bekväm heißt, was übersetzt komfortabel bedeutet.

Natürlich kann ich den noch mal schnell vor der Arbeit zusammenbauen. Kein Problem. Es ist nicht der erste Bekväm in meinem Leben und bei den paar Brettchen ist eine Bedienungsanleitung absolute Ressourcenverschwendung.
Und dann passiert das Unfassbare. Was für ein Glück. Ab sofort darf ich beim Stammtisch mitreden. Hurra, Ikea hat Löcher gebohrt aber nicht durchgebohrt. Glücklich krame ich die Bohrmaschine aus dem Schrank, Späne fliegen und schon ist passend gemacht, was gar nicht passte. Ha, so etwas kann doch einen Heimwerker nicht erschüttern.
Bei der nächsten Bierseligkeit werde ich dazugehören, ein mitleidendes Mitglied einer Leidensgemeinschaft die Ikea gezeigt hat, wo der Bohrer hängt...

Wieso passt denn dieses bekloppte Brett hier nicht. Mensch, das ist schwarz, da kann ich doch nicht einfach etwas absägen.
Und wo ist eigentlich die bekloppte Bauanleitung.
Aaahhh, ja, das Brettchen gehört da gar nicht hin.
Aber wenn es nicht hier und nicht so hingehört sondern dort und anders, dann hat der Bekväm ja Löcher, die da gar nicht hingehören.

Ohhhh....

...die habe ich ja gerade dort hinein... Ähemmm.

Na, ja, so geht es auch. Wie langweilig. Passt jetzt ja alles. Sieht nur ein bisschen doof aus, mit den Löchern. Hat man ja auch nicht anders erwartet von Ikea.

Am Stammtisch werde ich mal lieber nichts sagen. Gar nichts. Muss ja keiner wissen. Eigentlich habe ich ja auch gar keinen Hocker. Hat das Kind zusammengebaut, das kann ja so etwas.

Bekväm steht, zwei Stufen, ganz komfortabel. Und sitzen kann man auch darauf. In der Hand halte ich den kleinen unvermeidlichen Innensechskantschlüssel, eine Kunststoffverlängerung für den Schlüssel, damit die Schrauben fester angezogen werden können und eine Schraube. Eine Schraube zu viel. Ich habe die Löcher auf die fehlende Schraube kontrolliert, habe auf der Bauanleitung nachgesehen. Tatsächlich eine Schraube zu viel.

Ha! Na, das werde ich am Stammtisch erzählen. Die bei Ikea, die können nicht mal zählen.