Eine Kolumne von Roland Regge-Schulz

Kannste einpacken

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Vor 20 Jahren hat Christo in Berlin den Reichstag eingepackt. Im Internet wird ausgepackt. Für den Urlaub wird schon mal eine Packliste erstellt. Und Uschi hat ein C zuviel.

„Das Packet ist noch nicht da“, schreibt Uschi.
„Das ist falsch“, schreibe ich.
„Wieso, wo ist es denn?“, fragt Uschi.
„Keine Ahnung, ich meine ja nicht den Aufenthaltsort sondern das Packet. Das ist falsch.“
Das Packet ist oft falsch. Ist ja auch wieder so eine Unlogik in der deutschen Sprache. Packen schreibt man mit CK und was dabei herauskommt, also das Paket, nur mit K. Man sagt ja auch nicht Packet mit kurzem A, sondern Paket mit langem A.
„So schwer ist das doch nicht, Uschi.“
„Uschi?... Uschiiii... Uuuuuuuschiiiiiiii!!!!! Mach kein Quatsch. Melde dich doch mal wieder!“

Na toll. Und das alles nur wegen dieser Packerei. Die treibt mich in den Wahnsinn. Gestern habe ich mal wieder eines dieser Matroschka-Pakete bekommen. In einem Karton war ein Karton, in dem in Papier eingewickelt, ein Paar Schuhe lagen. Was für ein Unsinn!
Als ich noch ganz klein war, bin ich in einer kleinen Stadt mit meinem großen Opa mit einer Milchkanne in der Hand zum Milchladen gegangen. Die Kanne wurde voll Milch gezapft, und ich durfte auf dem Rückweg nicht soviel damit rumhampeln, weil meine Oma ja Milch und keine Butter brauchte. Und für die Brötchen haben wir dem Bäcker einen Leinenbeutel zum Füllen über die Ladentheke gereicht.

Verpackungen sind nur etwas für Aufreißer, ansonsten eigentlich total überflüssig. Es sei denn man verdient Geld damit, indem man sich filmt, wenn man etwas auspackt und das Video dann bei YouTube hochlädt. Klingt bekloppt, ist es aber nicht. So lange es genug Bekloppte gibt, die sich so etwas angucken.

Obwohl... Man kann ja auch richtig was dabei lernen. Mal das Video rückwärts sehen. Wie packe ich etwas ein. Total wichtig. Die Urlaubszeit beginnt. Und irgendwann stellt man verzweifelt fest, dass nicht der ganze Haushalt ins Auto passt. Jedenfalls nicht, weil Frau und Kinder unbedingt mitwollen. Irgendwann steht man vor der Entscheidung Kind oder Kinderwagen. Nun, der Kinderwagen ist pflegeleichter und fragt nie: Wann sind wir da?

Warum ich mir gerade heute so viele Gedanken über Verpackungen mache. Vor genau 20 Jahren hat Christo angefangen, den Reichstag einzupacken. Was für ein Unsinn, habe ich damals gedacht. Und als er fertig war und ich zufällig nach Berlin musste, habe ich mir das Riesenpaket angesehen. Und dann stand ich da, mitten im Volksfest vor dem Ding und habe gestaunt und gestaunt und nur gedacht: „Wahnsinn! Wie geil ist das denn?“

Ja, damals. Ich nehme die Schuhe aus dem Matroschka-Paket und packe den Rest wieder zusammen - Papier in Karton in Karton. So, jetzt noch den Rücksendeaufkleber drauf und ab zur Post. Ich weiß, ökologisch ist das auch nicht korrekt. Aber der Weg zur Post ist kürzer als zum Altpapiercontainer.