Roland Regge-Schulz

Läuft bei mir

Reingefallen! Ich! „Läuft bei dir“ ist das Jugendwort des Jahres und ich schreibe darüber. Machen ja alle. In den Nachrichten „Läuft bei dir“ in den Zeitungen läufts auch. Herzlichen Glückwunsch liebe Marketing-Strategen, es läuft bei euch.

Das Rezept ist so einfach, wie genial. Man nehme einen angestaubten Wörterbuch-Verlag und eine gute Idee und schon ist man in aller Munde. Gut, die Idee hat Langenscheidt nicht allein. „Pons“ legt seit 2008 Jahr für Jahr ein „Wörterbuch der Jugendsprache“ auf. Da wird alles reingestopft, was irgendwie cool klingt und vielleicht mal von einem Jugendlichen benutzt wurde. Dann gibt es eine Pressemitteilung mit den lustigsten Worterfindungen, die gerne gedruckt werden, weil sie so lustig sind. Und die Jugend wundert sich über die eigene Sprache und noch mehr, dass das Wort „ponsen“ für „im Wörterbuch nachschlagen“ von ihnen benutzt wird.
Bei Langenscheidt heißt das Buch „100 % Jugendsprache“ und dazu gibt es noch ein Jugendwort des Jahres. Das wurde irgendwie demokratisch gewählt, da konnte man im Internet Vorschläge machen und abstimmen durfte man darüber auch. Weil man aber bei Langenscheidt weiß, dass im Internet nicht alles mit rechten Dingen zugeht, hat am Ende dann doch lieber ein Jury das Jugendwort des Jahres bestimmt... äh... gewählt.
„Läuft bei dir.“
Okay, das Wort ist gar kein Wort sondern ein Satz. Aber wir wollen mal nicht pingelig sein, ist ja nur ein Wörterbuchverlag. Hauptsache lustig. Da habe ich mir gleich beim Frühstück auf die Schenkel geklopft. So laut und heftig, dass die eine Prinzessin am Tisch die andere fragt: „Alter, was geht da bei Papa ab?“
„Das heißt nicht Papa sonder Babo!“, werfe ich das Wort des letzten Jahres ein.
Bei den Weltmeisterschaften im Augenverdrehen hätten die Prinzessinnen einen gute Chance auf einen Podestplatz.
Ich packe meine Sachen fürs Büro. Aus dem Regal grinst mich eine deutsch-englischer Langenscheidt an. Ich nicke ihm anerkennend zu: „Alter“, sage ich, „läuft bei dir.“