Roland Regge-Schulz

Mein Nobelpreis

  • Mario Lars
Einmal im Jahr sitze ich eine Woche lang zu Hause vor dem Telefon und warte auf den Anruf aus Schweden. Es ist Nobelpreiswoche und ich würde doch so gern mal einen gewinnen.

Am Montag bleibt das Telefon lange stumm. Als es klingelt, bleibt mir fast das Herz stehen. Es ist nicht das Nobelpreiskomitee, es ist für meine Tochter. Nein, die kann jetzt nicht. Ich brauche das Telefon dringend. Das Telefon braucht mich aber nicht.
Und ich ahne schon, auch in diesem Jahr wird es wieder nichts werden, mit dem Nobelpreis. Wofür auch sollte ich ihn bekommen.

Für Medizin? Ich habe ja noch nicht mal eine anständige Krankheit.

Für Biologie? Meine größte biologische Leistung war das Schulbuch der achten Klasse, dass ich von vorn bis hinten mit Fröschen vollgekritzelt habe. Springende, hüpfende, schwimmende und einfach nur so herumsitzende Frösche. Frösche, Frösche, Frösche. Ein Nobelpreis für die anatomische Überzeichnung von Lurchen? Ja, schon möglich. Leider gibt es keinen Nobelpreis für Biologie.

Für Physik? Früher habe ich mal geglaubt, das könnte was werden, für meine Ferienarbeit in der Landwirtschaft. Dann hat man mir gesagt, dass es nicht Viehsik sondern Physik heißt.

Für Chemie? Ja, Holla die Waldfee. Chemie, da bin ich froh, dass ich es geschafft habe, mit Kaliumpermanganat das Wasser violett zu färben ohne die Klasse in die Luft zu sprengen. Schönen Dank auch noch an Frau T., meine Chemielehrerin, die es so hervorragend geschafft hat, ihr Fach für immer aus meinem Gehirn zu verbannen.

Für Wirtschaft? Na, das wäre vielleicht eine Möglichkeit. Immerhin gehe ich ja regelmäßig in die Wirtschaft. Lümmel ein paar Stunden am Tresen. Aber ich glaube, die Schweden meinen die andere Wirtschaft. In die gehe ich aber nicht.

Für Frieden? Na, das wäre auch eine Möglichkeit. Immerhin habe ich noch keinen Krieg angezettelt. Nicht mal mit den Nachbarn. Obwohl, Obama hat diesen Preis auch bekommen und der ist ja nun nicht so friedlich. Also sind wir 7 Milliarden potentielle Friedensnobelpreiskandidaten. Da ist ja die Wahrscheinlichkeit größer, im Lotto zu gewinnen. Und der Gewinn ist auch höher, als die lächerlichen 850.000 Euro für den Nobelpreis.

Bleibt also nur der Literatur-Nobelpreis. So schlecht ist die Kolumne doch gar nicht. Hallo Stockholm. Ich warte.