Urlaubermüll
Es ist schon erschreckend, was für Dinge man sich so mit nach Hause nimmt, aus dem Urlaub. Und noch schlimmer ist, wie wir im Urlaub belogen werden. Die kleinen Geschäfte, die so gut von uns Touristen leben, die heißen „Das Andenkenlädchen“ oder „Ihr Souvenirstübchen“. Sie müssten „Zum Mülleimer“ heißen oder modern „Touri-Trash“. Denn darin landen all die Andenken und Souvenire, falls sie es denn auch heil bis dahin schaffen. Die wissen das, wir wissen das und trotzdem machen wir alle weiter so. Was will man denn machen: Irgendetwas aus dem Urlaub muss man sich ja mit nach Hause nehmen. Könnte ja sonst jemand denken, der Urlaub war doof, weil man sich nicht einmal mehr daran erinnern möchte. Wie grau soll denn so ein Winterabend im Winter noch werden, wenn man sich nicht mehr auf das Sofa setzen könnte, um die Vase zu streicheln und von der Toskana zu träumen. Nur weil man zu geizig war, damals im Sommer im Urlaub.
Gut, es geht auch anders. Mein Freund Helmut, dessen Namen ich aus Diskretion geändert habe, dieser Helmut hat sich ein Souvenir mitgebracht, dass er jetzt vom Arzt behandeln lassen muss. Er hat mir das zu geflüstert. Ich denke mal es handelt sich um eine unanständige Krankheit. Soll ja Penicillin helfen. Glaube ich.
Japaner sind da anders unterwegs. Die brauchen gar keine Souveniere zu kaufen. Die Filmen die ganze Zeit ununterbrochen und gucken sich dann zu Hause an, wo sie gewesen sind. Neuerdings nehmen keine Videokameras mehr. Die sehen jetzt gar nichts mehr im Original. Die haben jetzt alle ein so ein Brett vorm Kopf. So ein Elektrobrett. Die filmen alles mit einem Tablet-PC.
Am Mittwoch sah ich einen älteren Herren vis-a-vis vom Schweriner Schloss Papier auf der Burgsee-Promenade ausbreiten und mit einem Kohlestift darauf herummalen. Ein Holländer, weiß ich jetzt. Der hat gesprochen wie Rudi Carrell. Und der hat am laufenden Band Gullydeckel abgepaust. So wie wir das früher alle mal gemacht haben mit Geldmünzen: Unter Papier legen und mit dem schräg gehaltenen Bleistift darübergehen. Das Gleiche hat der mit großem Papier und einem Kohlestift gemacht. Und schon tauchte das Schweriner Wappen auf dem Papier auf. Er sagt, er macht das überall, wo er hinkommt. Immer findet er etwas, was er sich abgepaust mit nach Hause nehmen kann. Manche rahmt er und hängt sie an die Wand. Für sich, für Freunde. Eine Gullyweltkarte als Souvenir.
Die Idee ist gut. Ich sehe mich kurz in Italien auf der Straße hocken, Gullydeckel abpausen und einem Einheimischen die gleichen blöden Fragen beantworten, wie ich sie dem Holländer gestellt habe.
Obwohl, neee... Auf der Straße hocken und Gullydeckel abpausen? Was wird denn aus dem Andenkenstübchen und dem Souvenirlädchen? Und wozu bezahle ich Müllgebühren?