Eine Kolumne von Roland Regge-Schulz

Warum griechische Bayern CSU wählen

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Hoffentlich ist bald Sommerloch und alle Politiker fallen hinein. Was da so im Moment zwischen Brüssel, Berlin und Bayern passiert, ist einfach zu viel des Schlechten.

Rund 20 Jahre ist das her, dass ich als Autojournalist getarnt, mit einem Sportwagen durch Bayern gekurvt bin. Neben mir ein Kollege aus Leipzig, unter uns die sauber asphaltierte Straße und vor uns saftige Wiesen im Sonnenschein. Dahinter hatte Mutter Natur ein paar Berge getürmt und ihnen weiße Schneemützchen aufgesetzt.
„Was soll man hier ändern?“, fragte mein Kollege. Und antwortete sich gleich selbst: „Hier kann man nur CSU wählen.“
Wir drehten die Klimaanlage auf volle Pulle und öffneten die Fenster. Ein bisschen Abkühlung könnte den Bayern nicht schaden.
„Muh“, rief ich, als wir an einer Weide vorbeifuhren. Kühe guckten uns doof aber irgendwie auch zufrieden hinterher. In einem Dorf winkten uns glückliche Kinder zu. Die waren bestimmt auch doof. Man weiß ja, wie es in einem bayerischen Bergdorf so zugeht.
„Die hat bestimmt alle der Franz-Josef Strauß gemacht“, sagte mein Kollege und ich wusste nicht so genau, ob er nun die Kinder oder die Kühe meinte.

20 Jahre später ist es immer noch so, wie es war. Die Bayern köcheln im eigenen Saft, lassen die Kinder winken. Kühe glotzen blöd und München ist immer noch nicht der Nabel der Welt.
Also ziehen sich die Bayern die Lederhose an, setzen sich an den politischen Stammtisch, plätschern eine Maß Bier in den Kopf und hauen ein paar Parolen heraus.
Die Pkw-Maut zum Beispiel. Dass die aus Brüssel eher skeptisch beäugt wird, weil sie Ausländer benachteiligt, ist doch egal.
Kraft bayerischer Wassersuppe wurde auch das Betreuungsgeld eingeführt. Bundesweit versteht sich. Schließlich muss ja so eine deutsche Regierung eine bayerische Handschrift haben. Diese sogenannte Herdprämie ist wichtig für die Bayern. Weil eine Frau nach Hause gehört. Sie muss ja auf die Kinder aufpassen. Das war schon immer so. Und was schon immer so war, bleibt auch so. Jedenfalls in Bayern. Was soll man auch anderes machen, in Bayern, außer CSU wählen.
Blöd nur, dass der Bund gar nicht zuständig ist für solche Regelung und dass das Verfassungsgericht einfach das Betreuungsgeld wieder gekippt hat. Da sitzt man ganz schön doof da, mit der Lederhose am Stammtisch, den leeren Maßkrug in der Hand.
Abgesehen davon, dass die Bundeskanzlerin (CDU) und ihr dicker Stellvertreter (angeblich SPD) es auch hätten besser wissen müssen. Wahrscheinlich haben sie es auch besser gewusst, haben sich aber schon seit Monaten auf den Tag gefreut, an dem die bayerischen Deppen im Regen stehen und sie sich daneben sonnen können, obwohl sie den Mist selbst mit verzapft haben.

Aber, und das muss man hier auch einmal ehrlich sagen, es ist nicht alles schlecht, was aus dem politischen Bayern kommt. Es war richtig angenehm, dass zum Thema Griechenland gar nichts gekommen ist, in den letzten Wochen. Keine Stammtischparole wie: Europa bekommt Kreta als Gegenleistung für die Milliarden und bringt dort ab sofort alle Flüchtlinge unter.
Die griechische Tragödie haben die Bayern Berlin und Brüssel überlassen.