Suche nach Jugendamtsleiter muss neu starten
Denn die Niederlage hatte sich abgezeichnet. Nicht erst nach der 45-minütigen Diskussion an diesem Abend. In der vergangenen Woche war die Abstimmung im Jugendhilfeausschuss mit sechsmal Ja, sechsmal Nein bei einer Enthaltung ausgegangen. Die Vertreter der freien Träger stimmten für den Kandidaten, die Politik dagegen. Und im Hauptausschuss sitzen neben Oberbürgermeister Rico Badenschier (Vorsitz, SPD) nur Fraktionsmitglieder aus der Stadtvertretung. Aus der Politik also.
Der (ehemalige) Kandidat ist Sozialwissenschaftler, SPD-Mitglied und arbeitet als Referent im Sozialministerium. Für die Kritiker - vorweg CDU, Linke und Unabhängige Bürger (UB) - war das zu wenig Erfahrung und zuviel Partei. Das Amt brauche angesichts der vergangenen Fehler keine Parteibuchentscheidung, sondern einen Jugendhilfe-Experten, sagte Silvio Horn (UB) in der vergangenen Woche dem NDR. Einen Fehlgriff könne Schwerin sich nicht leisten.
„Für uns als Linksfraktion geht bei diesem sensiblen Thema Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, hatte Henning Foerster (Linke) zuvor schon mitgeteilt. Für seine Partei seien die Kriterien Erfahrung als Führungskraft und fachspezifische Kompetenz von herausragender Bedeutung.
Der Kandidat jedoch soll noch kein Jugendamt geleitet haben, sondern ist für die SPD Mitglied im Jugendhilfe-Ausschuss von Bergedorf. Für den Hauptausschuss reicht die Qualifikation offensichtlich nicht aus.
Die Stelle soll jetzt neu ausgeschrieben werden. Beim ersten Anlauf gab es 14 Bewerbungen, so die Verwaltung.
Hintergrund
Im Jugendamt waren im vergangenen Jahr monatelang Hinweise auf Missbrauch im Verein „Power for Kids“ nicht richtig bearbeitet worden. Im Spätsommer 2016 zog die Leiterin die Konsequenzen und trat von ihrem Posten zurück.