"Aktenzeichen XY" bringt neue Hinweise

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    Diesen Weg ging der Täter von der Hermannstraße bis zum Buga-Spielplatz. Die grüne Linie markiert den Hinweg, die blaue den Rückweg.
Seit Monaten sucht die Polizei nach dem Mann, der im Dezember auf dem Buga-Spielplatz einen Jungen missbraucht hat. Am Mittwochabend hat auch die Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ über den Fall berichtet. Bis heute Mittag sind schon mehr als 50 neue Hinweise bei der Polizei eingegangen.
04.08.2016
Sylvia Kuska

Wer ist der Mann, der sich am 15. Dezember 2015 als Polizist ausgab und sich so das Vertrauen eines elfjährigen Jungen erschlich, um ihn dann auf dem Buga-Spielplatz zu missbrauchen? Die ersten Anrufer meldeten sich schon während der ZDF-Sendung. Bis zum Mittag zählte die Polizei 50 Hinweise. „Sie beziehen sich sowohl konkret auf Personen als auch auf Beobachtungen“, sagt Sophie Pawelke vom Polizeipräsidium Rostock. Die meisten Anrufe seien aus der Region gekommen, einige aber auch aus anderen Bundesländern. Die Informationen würden nun mit den mehr als 200 Hinweisen abgeglichen, die während der bisherigen Ermittlungen bei der Polizei eingegangen seien. „Wir werden jedem Hinweis nachgehen.“

Ermittler befürchten weitere Taten des Mannes

Die Ermittler vermuten, dass der Unbekannte seine Rolle als Polizist vorher geübt und dafür möglicherweise bereits andere Kinder angesprochen haben könnte. „Wir gehen davon aus, dass er wieder zuschlagen wird“, sagte Kriminalhauptmeister Bernd Zahlmann im Studiogespräch mit Moderator Rudi Cerne. 

Die fingierten Anrufe bei Kollegen, mit denen der Täter versucht, den Jungen auf dem Weg zum Spielplatz in Sicherheit zu wiegen. Die Einschüchterungen. Die Sequenzen im Gebüsch – Szenen, die als Zuschauer kaum zu ertragen waren. Und manch einer fragte sich: Wie kann man ein Kind so etwas Schreckliches nachstellen lassen? „Die Kinder werden für die Rollen mit besonderer Sorgfalt ausgewählt“, betont Margit Preiss, Pressesprecherin der Sendung. Im Vorfeld gebe es intensive Gespräche mit den Eltern und Kindern. Dabei werde genau darauf geachtet, ob dem Kind solch eine Rolle zugemutet werden könne. Zudem seien die Eltern in der Regel bei den Dreharbeiten dabei.

Gedreht wurde nicht in Schwerin

Und warum wurde nicht an den Originalplätzen in Schwerin gedreht – immerhin könnten die roten Vulkane auf dem Spielplatz für Zeugen doch sehr markante Details sein?! Ob es für die Darstellung des Sachverhalts nötig ist, zu den Originalplätzen zu fahren, werde in Absprache mit der Polizei für jeden Fall einzeln entschieden, so Margit Preiss – und sei bei vier bis fünf Fällen pro Sendung schlussendlich auch eine Frage von Aufwand und Kosten.

Wie wird aus einem Verbrechen eigentlich ein Fall für das Aktenzeichen XY? „In 99 Prozent der Fälle kommt die Polizei auf die Redaktion zu.“ Wichtigste Voraussetzung: Die Ermittler müssen vorher alle anderen Ermittlungsmethoden ausgeschöpft haben. Die Drehbücher entstehen auf Grundlage von Gesprächen mit den Ermittlern und werden vor Drehbeginn eng mit ihnen abgestimmt, so Margit Preiss. Im Schweriner Fall enthielt der Film viele Details, die die Polizei vorher noch nicht veröffentlicht hatte, zum Beispiel die vermeintlichen Anrufe des Täters bei Kollegen. Und die Aufklärungsquote durch die Sendung? „Die liegt bei 40 bis 45 Prozent.“

Und hier noch mal die Täterbeschreibung der Polizei

  • Alter: 30-45
  • Größe: Ca. 165-170cm
  • Statur: dicklich / stämmig
  • Haare: grau-blond, 3-5cm lang
  • Blaue Augen, 3-Tage-Bart, Doppelkinn
  • Brillenträger, Raucher
  • Bekleidung: schwarze Stoffjacke, dunkelblaue-schwarze Jeans, graue Sportschuhe der Marke Adidas, Modell CHASKER, weißer Pullover

Hinweise nimmt die Einsatzleitstelle des Polizeipräsidiums Rostock unter Telefon 038208/888-2222 entgegen. Für sachdienliche Hinweise ist eine Belohnung von 6.000 Euro ausgesetzt: 3.000 Euro von der Schweriner Staatsanwaltschaft und 3.000 Euro von einem anonymen Spender.

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