Die Pyramide hat wieder den Dreh raus

  • Sylvia Kuska
Vor 200 Jahren wäre erst der Nikolaus gekommen, dann der Budenzauber. Acht Anekdoten rund um den Schweriner Weihnachtsmarkt.
23.11.2015
Sylvia Kuska

Ihr Kinderlein kommet...
… aber nicht vor dem 10. Dezember! Zu Zeiten von Friedrich Franz I. (1756-1837) begann der Weihnachtsmarkt erst 14 Tage vor Weihnachten – und dauerte bis zum 2. oder 3. Januar, sagt Rainer Blumenthal vom Stadtarchiv. Vermutlich hing die Eröffnung mit dem Geburtstag des (Groß)Herzogs zusammen: Der war am 10. Dezember.

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Eine Muh, eine Mäh, eine Täterätätä
Die ersten Genehmigungen, in der Adventszeit mehrere Wochen lang Spielsachen und Süßigkeiten auf dem Markt zu verkaufen, stammen laut Stadtarchiv aus der Zeit um 1790. Dazu gab es Gewürze, Bäckerleckereien und Handwerkskunst.

Oh Tannenbaum
Oh Tannenbäume! Am Bahnhof, am Südufer vom Pfaffenteich, am Markt – hier wurde einst überall ein großer aufgestellt.

Fröhöliche Weihnacht überall?
Anfangs verteilten sich die Buden über den Markt. 1878 wanderten sie von dort zum Schelfmarkt. Ab 1890 stand der Weihnachtsmarkt am Südufer vom Pfaffenteich. Bis in die 20er-Jahre. Andere Standorte im Laufe der Jahre waren der Schlachthofplatz in der Feldstadt, der Platz beim alten Gaskessel am Ziegelinnensee, der Jägerweg.

„Warum findet der Weihnachtsmarkt eigentlich nicht auf dem Alten Garten statt?“, wollte eine Leserin wissen. „Im hiesigen Residenzensemble Schwerin mit Blick auf Schloss, Theater und Museum wäre dies doch der ideale Ort, um nicht nur Schweriner, sondern vor allem Touristen aus anzulocken.“ Ja, warum eigentlich nicht? Ein generelles Verbot dafür gibt es jedenfalls nicht. Wer auf dem Alten Garten eine Veranstaltung plant, muss sie beim Land beantragen, denn dem gehört die Fläche. Das Land prüft dann für jeden Einzelfall, ob die Pläne mit dem Denkmalschutz des Platzes in Einklang zu bringen sind.

Auch wenn die Schlosskulisse sicherlich eindrucksvoll wäre, liege der Alte Garten im Vergleich zum aktuellen Standort „etwas ab vom Schuss“, sagt Weihnachtsmarktsprecher Che Eckert. Außerdem sähen die Geschäftstreibenden in der Altstadt im jetzigen Standort eine willkommene Belebung der Innenstadt und damit ihrer Besucherzahlen.

Die Stadt hätte sich in der Vergangenheit gewünscht, dass der Veranstalter den Kreuzgang im Dom mit einbezieht, zum Beispiel mit einen Kunsthandwerkermarkt. „Aber dieser Wunsch lässt sich nach Auskunft der Ausrichter nicht realisieren“, so eine Stadtsprecherin.

Kling, Glöckchen, klingelingeling
Klingeln sollten um 1850 auch die Kassen der Stadt. Die hatte sich damals nämlich eine neue Steuer überlegt. Bezahlt werden sollte nach Rauminhalt der Buden. Der Vorschlag wurde am Ende aber doch nicht umgesetzt, sagt Stadtarchivar Rainer Blumenthal

Oh du fröhliche?
Von wegen! 1816 hatte ein Handwerker mächtig Stress mit anderen Budenbesitzern auf dem Weihnachtsmarkt. Die waren ziemlich verärgert, dass ihre Buden nur noch maximal 8 Fuß (2,43 Meter) breit sein durften, Drechsler Wier aus früheren Zeiten aber noch zehn Fuß hatte. Der wollte die beiden natürlich nicht abgeben, schrieb Briefe an die Senatoren. Sogar beim Großherzog beschwerte er sich. Half alles nix. Sechs Jahre und drei Senatoren später geriet er schließlich an einen, der ihm eine zweite Bude genehmigte.

Alle Jahre wieder...
… dasselbe? „Das ist ja alles genau wie beim letzten Mal.“ In der Stimme des Sechsjährigen schwingt beim sonntäglichen Vorfreudenvorabrundgang Erleichterung, dass die Eisbären noch da sind und auch „seine“ Mutzenbude wieder an „ihrem“ Platz steht. Die Karussells jedoch kommen nicht durch seinen persönlichen Tüv. „Schade, wieder die gleichen.“
The same procedure as every year? Es  gibt durchaus Neuerungen, sagt der Veranstalter: Mit insgesamt 108 (2014: 100) Ständen, Buden und Fahrbetrieben sei der Weihnachtsmarkt diesmal der bislang größte in Schwerin. Die Lichtskulptur am Marienplatz sei ebenfalls neu, genau wie die Öffnungszeit vom Kinderzelt.

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