Roland Regge-Schulz

Eine Grieche ohne zum Fest

Knecht Ruprecht ohne Sack, Täve Schur ohne Fahrrad, ein Finanzminister ohne Schulden – UNDENKBAR! Es gibt Menschen und Dinge, die kann man sich gar nicht alleine vorstellen, die gehören zusammen wie Max und Moritz, wie Weihnachtsmarkt und Glühwein wie Bock und Wurst, wie der Grieche und Gyros. Und dann hat der Grieche kein Gyros.

Da sitzt man nun, bei der kleinen feinen Weihnachtsfeier, wie es so unglaublich viele gibt, im Moment. Da sitzt man also einmal im Jahr mit Kollegen zusammen und liest sich durch die Speisekarte des Griechen, bei dem man gerade noch einen Tisch bestellen konnte. Das ist gar nicht so einfach im Moment, weil doch gerade jetzt alle mit Kollegen zusammensitzen wollen, wie jedes Jahr, einmal im Jahr, vor Weihnachten.
Jedenfalls sitzt man, glücklich über den Platz, beim Griechen und der Grieche hat kein Gyros mehr. Alles aufgegessen, von den anderen, die da mit ihren Kollegen zusammensitzen, wie sie es einmal im Jahr so machen, zur Weihnachtsfeier.
Ein Grieche ohne Gyros, so ein Quatsch. Das gibt’s doch gar nicht, damit wären ja zwei Drittel der Speisekarte Makulatur. Damit wären ja all die Gerichte mit gemischten Fleischsorten hinfällig, all die Rhodosteller und Hellasplatten auf denen sich immer auch Gyros lümmelt.
Sie sind alle hinfällig!
Zwei Drittel der Speisekarte sind Makulatur!
Der Grieche hat kein Gyros mehr!
Wenn man mal genauer guckt, der sieht eigentlich auch gar nicht aus wie ein Grieche. Ist bestimmt einer, der nur so tut, als wäre er Grieche. Sonst hätte er ja noch Gyros. Ein Deutscher würde schließlich auch nie ohne Bratwurst aus dem Haus gehen. Und ein richtiger Deutscher hat natürlich auch immer ein bisschen Sauerkraut in der Lederhose.
Und überhaupt, wieso lässt dieser „Grieche“ die ganzen Weihnachtsfeiern zu, wenn die ihm das Gyros von der Speisekarte futtern. Diese blödsinnigen Weihnachtsfeiern. Müssen sich denn alle ausgerechnet kurz vor Weihnachten in den Gaststätten drängeln. Können die nicht ihre Weihnachtsfeier im Januar machen oder im Februar, wenn nichts los ist. Das hätte auch den Vorteil, dass sie den Quatsch gleich am Anfang des Jahres hinter sich hätten und so viel entspannter bei der Arbeit wären, so ohne Damoklesschwert über dem Arbeitsplatz, ohne die Angst: Oh Gott, hoffentlich benehme ich mich nicht daneben, wenn der Chef mich zu küssen versucht.
Da sitzt man nun beim Griechen und der Grieche hat kein Gyros mehr. Eine Katastrophe. Das ist, als wenn der Weihnachtsmann ohne Rute kommt, dabei sollte er doch endlich mal die verzogenen Kinder erziehen.
Dann eben kein Gyros. Bestellt man eben kleine gegrillte Schweinesteaks. Verdammt, sind die lecker. Mal gut, dass der Grieche kein Gyros mehr hatte. Wer sagt denn, dass ein Grieche immer Gyros haben muss?
Knecht Ruprecht hat ja auch keinen Sack mehr. Und keinen Schlitten. Der fährt Kleintransporter und bringt Pakete. Der arbeitet auch nicht mehr für den Weihnachtsmann. Der ist jetzt bei Amazon. Da gibt es auch Gyros. 10, 90 Euro das Kilo, bratfertig gewürzt. Mit Zwiebel!