Eine Tasse Kaffee googeln
Ich habe meinen Briefkasten aufgeräumt, den virtuellen, das Postfach meines Mailprogramms.
Schon erstaunlich, was da alles so an sinnlosem Zeug landet, obwohl mein Mailprogramm den Müll, also Spam,von ganz allein wegschmeißt. Was jetzt noch ankommt, habe ich tatsächlich einmal selbst bestellt. Ja, das mag ja sein. Aber doch nicht so.
Liebe Versandhäuser, liebe Pulloververkäufer, liebe Werkzeughändler, irgendwann habe ich mal bei Euch einen Newsletter abonniert. An manche Bestellung kann ich mich sogar noch erinnern, da wollte ich wirklich auf dem Laufenden bleiben, wollte wissen, was es so Neues gibt bei Euch. Bei anderen habe ich wohl vergessen, das Newsletter-Häkchen im Formular zu entfernen, als ich etwas gewinnen wollte bei Euch oder etwas bestellt habe oder eine Frage hatte. Und zum Dank werde ich mit Werbung zugemüllt. Einen Meter lange Mails, aufwändig gestaltet wie Werbeprospekte, voller bunter Bilder und Günstigspreise nur heute und ich solle mal gleich bestellen, weil der Vorrat zu Ende geht. Und überall kann ich raufklicken und gleich und sofort Geld ausgeben.
Verdammt! Ich wollte einen Newsletter haben, wollte wissen was es Neues gibt und nicht wissen, was ihr loswerden wollt. Ich will ein paar Zeilen, an denen ich Spaß habe, wenn ich sie lese.
Vom Gartencafé um die Ecke bekomme ich so einen Newsletter. Da steht dann kurz drin, dass am Sonntag jemand Posaune spielt zum Kuchen und dass die Caféchefin einlädt mit ihr übernächste Woche einen Garten weit weg anzugucken. Da weiß ich, was los ist. Da weiß ich, dass ich nächsten Sonntag lieber nicht in dieses Café gehe. Da habe ich Spaß am lesen. Selbst wenn ich plötzlich eine Kuchen- und Gartenallergie bekäme, würde ich diesen Newsletter nicht abbestellen. Die anderen schon.
Das funktioniert nach dem gleichen Schema. Ich öffne den Newsletter, scrolle einen Meter hinunter in den Bereich des Kleingeschriebenen, setze meine Brille auf und suche nach dem Versteck von: Newsletter abbestellen. Wenn ich es denn gefunden habe, klicke ich drauf und schon ist der Newsletter abbestellt. Ist er leider nicht. Es öffnet sich ein Fenster, in dem ich mich erklären darf, warum ich so etwas tue. Manchmal muss ich meine Mailadresse, noch einmal angeben, damit die Elektronik weiß, dass ich auch meine Mailadresse meine. Nicht auszudenken, dass irgendwelche Hacker unterwegs sind und Newsletter abbestellen. Und erst wenn ich alle Schikanen überwunden habe, dann habe ich es geschafft. Schon kann ich den nächsten Newsletter abbestellen. Das zermürbt.
Beim letzten Newsletter bekomme ich eine Reihe von Abbestellungsgründen zur Auswahl. Ich kann mir einen aussuchen:
Ich empfange zu viele Emails,
Ich habe keine Zeit, das Material zu lesen.
Die Informationen im Newsletter sind nicht relevant für mich.
Ich empfange Duplikatemails.
Ich kann mich nicht entsinnen Ihr Newsletter abonniert zu haben.
Ich kann HTML-Emails nicht lesen.
Ich finde den Newsletter Scheiße, steht leider nicht da.
Ich habe die Nase voll, ich kreuze alles an. Klick, klick, klick und klick.
Der Newsletterversender überlegt einen kurzen Moment und schreibt mir: Vielen Dank für Ihre ehrliche Rückmeldung!
Da habe ich so ein bisschen schlechtes Gewissen bekommen und überlegt, den Newsletter wieder zu bestellen. Aber dann habe ich mich auf mein aufgeräumtes, übersichtliches, leeres Postfach gefreut und das schlechte Gewissen einfach vergessen.
Ah, ich sehe gerade, ich habe Post. Nachdem ich die ganzen Newsletter abbestellt habe, muss es etwas wirklich Interessantes sein. Ich öffne den Briefkasten und sehe nur Müll. Eine Latte Mails, in denen mir bestätigt wird, ich habe den Newsletter erfolgreich abbestellt. Lange Mails und bunte mit Bildern und mit Werbung und mit Link unten, wo ich den Newsletter gleich noch einmal abbestellen könnte.
Wie viel Kaffee man dafür wohl kochen könnte?