Roland Regge-Schulz

Mit Pamela Kopetski im Hotel

„Sie müssten das hier noch ausfüllen, Herr...“ „Regge-Schulz“, sage ich. „Herr Regge-Schulz“, sagt der ältere Herr am Empfang des kleinen Hotels und betont dabei Schulz, als wäre es kein Name sondern eine Halskrankheit. Ansteckend, versteht sich.

Während ich das Formular betexte, mustert er mich aufmerksam. Ich setze ein schwungvollen Krakel unten auf das Blatt. Er nimmt es prüfend in die Hand, gleicht den Namen mit meinem Gesicht ab.
„Da hätte ich mir auch einen Künstlernamen zugelegt“, murmelt er.
Ich gucke ihn mit großen Augen an: „Wie meinen?“
„Entschuldigen Sie“, sagt er, „nichts für ungut. Da hätte sogar ich, an Ihrer Stelle, mir einen Künstlernamen zugelegt. Wobei ich wirklich sagen muss: Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr Künstlername ein Künstlername ist. Der ist so, wie soll ich es sagen, so schlicht.“
„Das muss eine Verwechslung sein“, denke ich und gucke ihn mit großen Augen an. Er guckt zurück. Ich schließe die Augen, bevor er mich für Mesut Özil hält.
„Das muss eine Verwechslung sein“, sage ich laut.
Er zwinkert zurück: „Ja, das sagen sie alle. Aber der Ronald Keiler hat sich ja auch einen schlichten Künstlernamen gewählt. Da denkt man doch auch, der ist echt.“
„Der was?“, frage ich.
„Roland Kaiser!“, sagt der ältere Herr, „und wissen Sie Herr...“
„Regge-Schulz“, sage ich.
„Ja, ja“, sagt er, „und bei Thomas Anders würde man auch denken, der ist als Thomas Anders geboren, ist er aber nicht.“
„Wie denn?“, frage ich, „Nora?“
Der ältere Herr lacht: „Nein, nein, der heißt eigentlich Bernd Weidung.“
„Bernd?“, rufe ich.
„Psst!“, sagt der ältere Herr, „mal ganz im Vertrauen, der Bernd, der sagt immer: Lieber Anders als Dieter.“
„Ich würde doch nie“, rufe ich, „wofür halten Sie mich?“
„Psssssssst, Diskretion“, zischt der ältere Herr.
Ich sage nichts mehr, schüttele nur den Kopf. Er nickt wissend und zieht eine Magnetkarte durch sein Magnetkartendurchziehgerät. Ich würde zu gern wissen, für wen er mich hält. Für einen Fußballer bin ich zu alt. Und für einen Rockstar noch zu jung. Die sind ja alle so um die siebzig, wie der Michael Philip. Aber wer weiß.
„Haben Sie gar keine Angst um Ihr Mobiliar?“, frage ich.
„Bei Mick Jagger vielleicht aber doch nicht bei Ihnen!“, sagt der ältere Herr, „wissen Sie, ich bin schon so lange im Geschäft. Neulich sagte gerade Barbara Rose Kopetski zu mir...“
„Wer?“, frage ich.
„Na, Pamela Anderson“, sagt er.
Ich nicke und während er mir erzählt, was Pamela-Barbara ihm erzählt hat, schweifen meine Gedanken ab. Ist vielleicht mal ganz schön, so berühmt zu sein, dass man sich hinter dem richtigen Namen verstecken muss. Einfach so mal ein Hotelzimmer zerlegen, dass gehört sich so für einen echten Rockstar, während draußen an der Tür leicht bekleidete Groupies kratzen. Ich würde natürlich keine von den Frauen reinlassen, ich bin ja schließlich glücklich verheiratet.
„... hat auch der Andreas gesagt“, beendet der ältere Herr seine Pamela-Barbara-Geschichte.
„Andreas?“, frage ich.
„Frege“, sagt der ältere Herr, „Campino.“
„Ne, Campino nicht“, denke ich, „welcher Groupie würde schon bei einer toten Hose an die Tür klopfen.
Ich nehme die Magnetkarte vom Tresen.
„Könnte ich vielleicht ein Autogramm?“, fragt der ältere Herr und kratzt sich verlegen an der Nase.
„Gern“, sage ich und kritzle „Heinz-Georg Kramm“ auf einen Zettel.
Als sich die Fahrstuhltür schließt, guckt der ältere Herr vom Zettel auf und ruft mir hinterher: „Heino! Ha, ha!Na, Sie sind mir ja ein Spaßvogel Herr...“