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Das Gewicht gegen die Nestlé-Euphorie
Werbebotschafter für ein fragwürdiges Produkt. So wie die Kanzlerin bei der Grundsteinlegung. Angela Merkel hatte sich Ende Mai 2013 über die 220-Millionen-Euro-Investition gefreut. Über Aufträge für die Wirtschaft und über 450 geplante Arbeitsplätze. Sie lächelte, schlürfte Kaffee, der Name gut sichtbar für die Kamera. Die Kritik wurde ausgeblendet.
Von Merkel, von allen. Es gab keine Diskussionen über unfairen Handel in der Stadt des Fairen Handels, als die sich Schwerin seit einem Jahr offiziell bezeichnet. Um diese Auszeichnung zu erhalten, hatte die Stadt mal zugesagt, dass bei allen Sitzungen der Stadtvertretung sowie im Büro der Oberbürgermeisterin Fairtrade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus Fairem Handel angeboten wird. Nestlé dürfte im Sortiment kaum vorkommen.
Diskutiert wurde auch nicht über Müllberge. Bei „Dolce Gusto“ würden vier bis sieben Gramm Kaffee in drei Gramm Plastik verpackt, so die Deutsche Umwelthilfe. Macht 6000 Tonnen pro Jahr allein durch die Kapseln. Zum Vergleich: Das ist der Verpackungsmüll von 6.233 Schwerinern (Durchschnittsverbrauch 187 Kilogramm).
Und das Recycling der Kaffeekapseln? „Darüber kann nur gemutmaßt werden“, sagt Thomas Fischer von der Umwelthilfe. „Wenn es der Verbraucher richtig macht, dann landet die Kapsel im Gelben Sack.“ Allerdings: Selbst von dort würden nur rund 40 Prozent der Kunststoffe recycelt.