Der Bierbrauer aus Leezen

  • Hans-Dieter Hentschel
  • Hans-Dieter Hentschel
Wer bei Tim Hennings Bier kaufen möchte, darf einen Fehler nicht machen: Zu spät kommen. 800 Liter sind schnell weg.
11.07.2014
Matthias Hufmann

Eine Lage pro Woche. Mehr schafft der Braumeister nicht. Als Ein-Mann-Betrieb. Und als Start Up. 2012 hatte er einen Platz für seine Ideen gesucht und in Leezen gefunden. In der Schloßstraße. Die Brauerei ist von außen als solche nicht zu erkennen. Sie liegt gleich am Anfang des Weges und versteckt sich in der rechten Hälfte eines ehemaligen LPG-Gebäudes.

Im Dezember 2012 braute Hennings hier sein erstes eigenes Bier. Offizielle Einweihung war vier Monate später. „Seither sind wir ständig ausverkauft.“ Ab vier kein Bier, heißt es regelmäßig, wenn schon freitagmorgens geöffnet ist. Die meisten Kunden kommen persönlich vorbei. Sie holen sich Pils fürs Wochenende, Rotbier oder Pale Ale, die Ganzjahressorten. Neun sind es insgesamt, je nach Saison. Der Braumeister probiert vieles aus - und ist stets der erste Tester. Ein Ergebnis: das norddeutsche Märzen. Mehr Malz, mehr Saphir. „Diese noch junge deutsche Hopfensorte sorgt für ein fruchtiges Aroma.“

Hopfen, Hefe, Malz, Wasser. Alle Biere werden auch in Leezen nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Nur natürliche Zutaten, keine künstliche Haltbarkeit. Darauf legt Hennings wert. „Drei Monate dürften aber auch reichen.“

Der 38-Jährige tauscht sich mit anderen Experten im Internet aus. Ideen für neue Sorten holt er sich bei amerikanischen und europäischen Craftbeer-Bauern. Oder er setzt auf Tradition. „Zu Zeiten der Hanse wurde in Norddeutschland Hopfen für die Bierproduktion angebaut.“ Also hat er es auch ausprobiert. Den Ort will er lieber nicht verraten. Geerntet wurde Ende September. Sieben Meter war der Hopfen da schon hoch. Für einen kompletten 900-Liter-Sud langte es zwar nicht. Wohl aber für größere Anbaupläne. Für einen richtigen Hopfengarten auf 300 Quadratmetern.

Erweitert hat er auch seine Brauerei schon (mit neuen Tanks), mehr Kapazität benötigt er immer noch. 1600 Liter pro Woche, lautet das Ziel. Dann könne er mehr ausliefern. Momentan geht's zum Naschwerk nach Weberin und zum Schloss in Basthorst. Größter Abnehmer jedoch ist Angler II, die wohl angesagteste Kneipe Schwerins. 50 Liter im Fass. Alle sieben Tage. Ein bisschen profitiert er auch vom Kult. Hennings ist Szenebier.

Und prämiertes dazu. In Irland gab es Silber für das Schwarzbier. Es war die erste internationale Auszeichnung für die kleine Brauerei aus Leezen. Falls weitere folgen, muss man wohl freitags bis mittags hin.

Hintergrund:
Tim Hennings hat sein Handwerk in der Brauerei in der Knaudtstraße gelernt. Er machte seinen Meister in München und arbeitete bis zum Aus 2011 bei der Oettinger-Brauerei in Schwerin-Süd. 2012 machte er sich selbstständig. Das Bier braut er seither allein. Im Büro hilft ihm seine Frau.

Handwerksbrauerei Hennings
Schloßstr. 1
19067 Leezen

Bierverkauf:
Freitag 10-18 Uhr
Samstag 10-13 Uhr