Neues Konzept gegen gewerbliche Kleidersammler

Die Stadt plant, die Entsorgung von Altkleidern neu zu sortieren. Das soll gemeinnützige Sammler stärken, gewerbliche aus Schwerin fernhalten. Bis es soweit ist, haben die kommerziellen jedoch längst ihr Geschäft gemacht.
13.03.2014
Sylvia Kuska

Sie kamen über Nacht, um abzusahnen: Lukrative Preise für alte Kleidung, zu Spitzenzeiten gab es mehr als 450 Euro pro Tonne Altkleider, lockte gewerbliche Sammler auch nach Schwerin. Ihre Container stellten sie in Nacht-und-Nebel-Aktionen vorrangig in der Weststadt und in Krebsförden auf – und machten damit den hiesigen gemeinnützigen Sammlern Konkurrenz. So richtig kochte das Problem hoch, als in der Weststadt im vergangenen Sommer 26 Container wild wuchsen. Nun will die Stadt reagieren, ab Herbst den Wildwuchs unterbinden.

Warum sie das derzeit nicht kann? Bislang gehörte die Altkleidersammlung nicht zu den Aufgaben der öffentlich-rechtlichen – also städtischen – Abfallentsorgung. Seit 1992 sammeln und verwerten das Deutsche Rote Kreuz, das Kloster Dobbertin, der Verein Planung & Technik und der Arbeitslosenverband die Sachen. Solange die Container nicht die öffentliche Sicherheit gefährden, ist die Stadt derzeit so gut wie machtlos gegen kommerzielle Containerbetreiber. Denn diese sind aus deren Sicht gesehen Profis: Unvollständige Adressen erschweren das Herausfinden der Betreiber. Entfernen sie doch mal einen Container, stellen sie ihn kurzerhand anderswo wieder auf. Gern auch auf Flächen, die privat sind und an öffentliche angrenzen.

Künftig, so der Vorschlag der Stadt, soll die Sammlung von den Stadtwirtschaftlichen Dienstleistungen Schwerin (SDS) als öffentlichem Entsorger veranlasst werden, die Sammlung selbst – wie bisher – durch die vier gemeinnützigen Organisationen erfolgen. In diesem Falle hätte die Stadt das Recht, gewerblichen Betreibern das Aufstellen der Container generell zu untersagen.

Die Ziele der Neuordnung: Laut Konzept kein Wildwuchs, dafür ein geordnetes Stadtbild und höhere Verwertungsquoten für die gemeinnützigen Organisationen. Und damit auch mehr Einnahmen. Denn auch die gemeinnützigen Sammler geben nicht alle Sachen an Bedürftige weiter, sondern verkaufen einen großen Teil davon an Verwertungsunternehmen. Der Erlös kommt gemeinnützigen Projekten der Organisationen zugute. Bei gewerblichen Sammlern in der Regel nicht.

Der Vorschlag der Stadt sieht außerdem vor, die Containerstandorte von derzeit 60 auf 100 zu erweitern. Unterm Strich wird im Jahr mit fast 460 Tonnen Altkleidern gerechnet – die bei der Verwertung nach Schätzung der SDS 82.000 Euro einbringen. Geld, das dem Konzept zufolge „an gemeinnützige Sammlungen und/oder in den Gebührenhaushalt einfließen soll“. 

Bis die Stadt das Sagen gegenüber gewerblichen Sammlern hat, wird aber noch einige Zeit vergehen. Am Dienstagabend wurde das Konzept dem Hauptausschuss vorgestellt. Bis Ende September soll die Vergabe geregelt sein.

Die gewerblichen Sammler kamen über Nacht. Die Gegenmaßnahme kommt Monate später. Bis dahin haben die Kommerziellen in Schwerin längst ein gutes Geschäft gemacht.