Retter in Not

  • Hans-Dieter Hentschel
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  • ver.di
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Der junge Mann auf dem Foto hatte Glück: Die Helfer waren schnell zur Stelle. Und: Es war nur eine Übung am Rande des DRK-Rettungsdienstkongresses. Eine Simulation des Ernstfalls. Dabei sind die Retter selbst in Not: Eine Gehaltserhöhung haben sie seit mehr als zehn Jahren nicht gesehen.
04.04.2014
Sylvia Kuska

Leuchtende Warnwesten, Protestplakate, Trillerpfeifen, ver.di-Fahnen. Dieses Bild vor dem IHK-Gebäude wollte nicht so recht zu dem passen, was sich drinnen abspielte. Hinter der Glastür trafen sich mehr als 300 Gäste zum Rettungskongress. Sie debattierten über die geplante Novellierung des Rettungsdienstgesetzes. Betonten, wie wichtig die Arbeit des Rettungsdienstes ist.

Und die solle bitte auch ordentlich bezahlt werden, fordern die rund 50 Protestler auf der anderen Seite der Glastür. „Das Deutsche Rote Kreuz ist vor mehr als zehn Jahren aus der Tarifbindung ausgetreten“, sagt Diana Markiwitz von ver.di. Seitdem habe es keine Gehaltserhöhung mehr gegeben. Betroffen davon sei der gesamte Rettungsdienst. Die Mitarbeiter in den Rettungswachen, die die Einsätze organisieren. Die Sanitäter und Rettungsassistenten, die zu Notfällen ausrücken. Die Fahrer von Krankentransportern, die hilfebedürftige Menschen zum Arzt oder ins Krankenhaus bringen. 48-Stunden-Wochen sei keine Seltenheit. Ihr Gehalt dagegen „weit abgekoppelt vom Lohnniveau des öffentlichen Dienstes“. Diana Markiwitz spricht von bis zu 600 Euro Unterschied. „Manche Mitarbeiter erhalten nicht mal 8,50 Euro pro Stunde.“ Die Gewerkschaft habe drei Kreisverbände – Nordwestmecklenburg, Güstrow und Bad Doberan – zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Bislang ohne Ergebnis.

Nach einer Stunde beendeten die Rettungsdienstmitarbeiter der DRK-Kreisverbände Nordwestmecklenburg und Güstrow ihren Protest. Der Kongress dauert noch bis zum späten Nachmittag und endet mit der Simulation eines Massenunfalls auf dem Bertha-Klingberg-Platz.

Das Deutsche Rote Kreuz ist nach eigenen Angaben in MV der größte Leistungserbringer im Bereich des Rettungsdienstes. Im vergangenen Jahr sei die Hilfe der 900 hauptamtlich angestellten Mitarbeiter in mehr als 130.000 Notfällen gefragt gewesen.