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Tiere gehen immer - das Spendengeschäft in Schwerin
Um 12.57 Uhr haben wir am Donnerstag bei „Aktion Tier“ per Mail nachgefragt, was der Verein vom Spendensiegel hält. Das Siegel wird vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen vergeben. Das DZI prüft gemeinnützige Organisationen auf die Verwendung ihrer Spendengelder.
Um 13.37 Uhr erreichte uns die Antwort. 318 Wörter, 2371 Zeichen. Reichlich Text in kurzer Zeit also. Der Verein scheint vorbereitet zu sein. Eine Prüfung für Tierschutzorganisationen sei erst seit 2004 möglich, heißt es darin. „Aktion Tier e. V. hat bereits seit 1999 die externe Prüfung der ordnungs- und satzungsgemäßen Mittelverwendung vorgeschrieben und führt diese auch jährlich durch. Leider ist eine derart umfangreiche Prüfung ebenfalls mit hohen Kosten verbunden, stellt jedoch eine externe und fachkundige Kontrolle sicher.“
Was der Verein nicht mitteilt: 1999 hieß „Aktion Tier“ noch „Deutsches Tierhilfswerk“. Dessen Gründer wurde 2003 wegen Untreue in 137 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Er soll mehr als 50 Millionen Mark an Vereinsgeldern umgeleitet haben. Als er 2006 auf Bewährung entlassen wurde, benannte sich der Verein um.
Dieser Verein schreibt jetzt: „Die zusätzliche Beantragung eines Siegels und die daraus entstehenden Kosten sind unseres Erachtens nicht vertretbar.“
2013 hatten Stiftung Warentest und DZI verschiedene Organisationen aus den Bereichen Tier-, Natur- und Artenschutz getestet. Die Kriterien: Wirtschaftlichkeit, Transparenz, Organisation und Kontrolle. Am vertrauenswürdigsten waren demnach Atmosfair, BUND, Deutscher Tierschutzbund, Greenpeace, Provieh und WWF Deutschland. Und die „Aktion Tier“? War eines von 19 Hilfswerken, das Auskünfte verweigert hat.
Eine Spende an „Aktion Tier“ kann das DZI nicht empfehlen.
Und wer Tieren helfen möchte? „Achten Sie auf das Siegel und schauen Sie sich bei Vereinen und Organisationen vor Ort um“, empfiehlt Cornelia Nagel von der Verbraucherzentrale MV.
Hintergrund 1:
Organisationen, die Spenden nachweislich transparent, zweckgerichtet, sparsam und wirtschaftlich verwenden, sind zum Tragen des DZI Spendensiegels berechtigt. Die Beantragung des Siegels kostet die jährliche Grundgebühr von 500 Euro und einen Zusatzbetrag von 0,035 Prozent der jährlichen Gesamteinnahmen der Organisation. Die Kostenobergrenze liegt bei 12.000 Euro jährlich.
Hintergrund 2:
Ende 2010 hat das Land Mecklenburg-Vorpommern das Sammlungsgesetz ersatzlos aufgehoben, um Bürokratie abzubauen. Das bedeutet aber auch: Es wird gar nicht mehr geprüft, was für Vereine es sind, die auf Mitgliederfang in die Fußgängerzonen ausrücken.