Zu wenige Unterschriften? Gut so!

Bürgerwille ist gut. Bürgerwille ist wichtig. Ein Kernstück der Demokratie. Und dennoch: Im Falle der Behelfsbrücke in der Wittenburger Straße hätten sich Gewerbetreibende und Anwohner keinen Gefallen getan, ihren Willen durchzusetzen.
03.02.2015
Ein Kommentar von Sylvia Kuska

Erstens: Die Bauzeit für die reguläre Brücke ist extrem knapp kalkuliert. Die Stadt wird alles daran setzen, den Zeitplan einzuhalten, will sie doch Fördergelder haben. Es geht um 3,6 Millionen Euro. Ein Geldsegen, von dem die Verwaltung erst Mitte vergangenen Jahres erfahren hat. Und der nur dann erteilt wird, wenn die neue Brücke bis Ende 2015 fertig ist. Um das zu schaffen, wurde die ursprünglich geplante Bauzeit von knapp zwei Jahren auf neun Monate reduziert. Ein erfolgreiches Bürgerbegehren für die kleine Behelfsbrücke hätte dieses Zeitfenster nicht halten lassen. Die Fördermittel wären futsch. Mit ihnen der enorme Zeitdruck. 

Zweitens: Genügend gültige Unterschriften wären keine Garantie für den Bau einer Behelfsbrücke gewesen. Ob die Verwaltung sich umentschieden hätte - bei 180.000 Euro Mehrkosten fraglich. Ob die Stadtvertretung sie gezwungen hätte - ungewiss. Ob es einen Bürgerentscheid gegeben hätte? Dann hätten Pi mal Daumen mindestens 20.000 wahlberechtigte Schweriner für die temporäre Fußgängerüberführung sein müssen. Unwahrscheinlich.

Wahrscheinlicher wäre es dagegen gewesen, dass Anwohner und Gewerbetreibende am Ende deutlich länger als neun Monate ohne eine Übergangslösung dagestanden hätten. 

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