1300 Unterschriften und kein Brückenschlag

  • Sylvia Kuska
Schluss. Aus. Basta. In der Wittenburger Straße wird es keine Behelfsbrücke für Fußgänger geben. 1300 Unterschriften sind ein Symbol, aber zu wenig, um eine andere Entscheidung zu erzwingen.
03.02.2015
Sylvia Kuska

Marco Bubnick hat damit gerechnet, dass es am Ende nicht reichen wird. Unversucht lassen wollte der Apotheker es aber nicht. Schließlich geht es um seine berufliche Existenz. Um die seiner Angestellten. Und um ein Zeichen. In wenigen Wochen wird ihm die Brücke an der Wittenburger Straße vor den Füßen weggerissen, werden Anwohner und Gewerbetreibende bis Jahresende von der Innenstadt abgeschnitten sein. Eine Behelfsbrücke für Fußgänger könnte das verhindern. Eine Behelfsbrücke für Fußgänger sollte das verhindern. Findet er. Finden Anwohner, Händler, Durchgangspassanten.

Die Stadt ist dagegen. Sie zu bauen, dauert zu lange und ist zu teuer, argumentiert sie. Ihr sitzt die Zeit im Nacken. Sie möchte Fördermittel für die neue Brücke haben. 3,6 Millionen Euro sind im Angebot. Dafür muss die neue Brücke aber bis Ende des Jahres fertig sein – und müssen die Bauarbeiten erst einmal beginnen. Jede Verzögerung bringt die Millionen in Gefahr.

So leicht geben Marco Bubnick und die anderen Gewerbetreibenden nicht auf. Sie drucken Listen für den Bau einer Fußgängerbehelfsbrücke, verteilen sie straßauf, straßab in den Geschäften. Sie hoffen auf viele Unterschriften und sitzen doch irgendwie zwischen Baum und Borke. Sie wollen die Behelfsbrücke. Deshalb die Listen. Sie wollen nicht die Fördermittel in Gefahr bringen. Deshalb, so sagen sie, hätten sie nicht aktiv auf der Straße gesammelt. Aber in ihren Sorgen übergangen oder ignoriert werden, das wollen sie erst recht nicht. Deshalb ihr Zeichen für Bürgerwillen.

Das wollten sie der Oberbürgermeisterin persönlich übergeben. Vor Ort, an der Brücke, am späten Montagnachmittag. Angelika Gramkow kommt. Und sie kann dem Termin gelassen entgegensehen, sich sicher sein, dass es kein Bürgerbegehren geben wird. Mindestens 4000 Unterschriften sind eine hohe Hürde. Besonders, wenn sich der Missmut im Wesentlichen „nur“ auf eine Straße und einige Durchgangspassanten beschränkt und auch formale Kriterien zu beachten sind. Am Ende nimmt sie 1300 Unterschriften, gesammelt in einem Monat, mit. 1300 Unterschriften, die unterm Strich nichts zählen.

Eine Erfahrung, die auch Jan Szymik gemacht hat. 2500 Unterschriften hat der Schweriner in den vergangenen Monaten für den Erhalt der Lankower Schwimmhalle gesammelt – 1500 zu wenig.

Hat es überhaupt schon einmal ein erfolgreiches Bürgerbegehren in Schwerin gegeben? „Ja“, sagt die Verwaltung: 2007 habe sich die Stadtvertretung nach einem Bürgerbegehren gegen die Privatisierung der WGS entschieden. 2008 habe ein Bürgerbegehren die beiden Schwimmhallenstandorte auf dem Dreesch und in Lankow gerettet. Im gleichen Jahr, in dem Ex-Oberbürgermeister Norbert Claussen durch einen Bürgerentscheid abgewählt wurde.

Kommentar: Zu wenige Unterschriften? Gut so!