Barmer bleibt in Schwerin - mit weniger Personal

  • Kuska
Die gesetzliche Krankenkasse Barmer GEK stellt sich bundesweit neu auf. Die Hälfte der Geschäftsstellen in MV werden schließen, Jobs fallen weg. Der Standort Schwerin soll erhalten bleiben. Das rettet aber nicht automatisch alle Arbeitsplätze hier.
24.07.2014
Sylvia Kuska

Hinter den Mitarbeitern der Schweriner Barmer GEK liegen keine leichten Monate. Nachdem ihr Arbeitgeber im Februar die Bombe platzen ließ, bis 2018 bundesweit 400 der 800 Geschäftsstellen schließen und 3500 Stellen streichen zu wollen, waren Verunsicherung und Zukunftsangst groß. Hinzu kamen viele Anfragen der Mitglieder im Kundencenter. Wird die Geschäftsstelle in Schwerin geschlossen? Wer bearbeitet künftig meine Anliegen? Auf konkrete Antworten mussten Versicherte wie Mitarbeiter der gesetzlichen Krankenkasse bis zum Sommer warten.

Jetzt steht fest: Die Schweriner Geschäftsstelle wird nicht geschlossen. Für die 26.000 Versicherten aus Schwerin wird es weiter persönliche Ansprechpartner in der Stadt geben. Im Kundencenter perspektivisch sogar mehr als bisher. 

Umstrukturierungen gehen selten zugunsten von Angestellten einher. Das ist in diesem Fall von „Reorganisation“ nicht anders. Wie viele Stellen am Ende in Schwerin wegfallen werden, weiß Regionalgeschäftsführerin Simone Borchardt im Moment noch nicht. Fakt sei jedoch: „Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben.“ Jeder Mitarbeiter, dessen Stelle den Sparmaßnahmen zum Opfer fällt, soll ein Jobangebot innerhalb der Barmer GEK erhalten. Eines, das in einem Radius von maximal einer Stunde Fahrzeit liegt. Haken: Wer das nicht annehmen kann oder möchte, wird seinen Job am Ende auch ohne betriebsbedingte Kündigung verlieren. Simone Borchardt geht jedoch davon aus, dass das Gros der Stellen  durch altersbedingtes Ausscheiden wegfallen wird. „Wir haben ein hohes Durchschnittsalter.“ In der Regionalgeschäftsstelle Schwerin arbeiten 110 Mitarbeiter. Sie sind für insgesamt rund 65.000 Versicherte aus Schwerin, Hagenow, Ludwigslust, Parchim und Gadebusch zuständig. 

Von dem Abbau sind vor allem Stellen in der Sachbearbeitung betroffen. Wird es in der Konsequenz dann länger dauern, bis Anträge bearbeitet werden? „Im Gegenteil“, verspricht die Regionalgeschäftsführerin. Indem sich die einzelnen Teams künftig auf ein spezielles Sachgebiet konzentrieren, werde sich die Bearbeitungszeit verkürzen.

Grund für die Umgestaltung sind im offiziellen Duktus die Versicherten und ihre Wünsche. Die da wären: verstärkte und kompetente Beratung am Telefon und mehr Möglichkeiten, Dinge übers Internet zu erledigen. Das hätten umfangreiche Umfragen unter den Versicherten ergeben, so Bernd Schulte, Landessprecher der Krankenkasse.

Und das soll unter anderem neu werden: Die telefonische Betreuung übernehmen Telefonzentralen. Davon soll es bundesweit sechs geben, keine in MV. Am anderen Ende der Leitung sitzen keine Callcenter-Mitarbeiter, sondern ausgebildete Sozialversicherungsfachangestellte. „Sie können gleich am Telefon Leistungen verbindlich bewilligen.“ Künftig soll es auch möglich sein, Papierkram wie Unfallfragebögen oder Anträge für die Familienversicherung online zu übermitteln.

Die Veränderungen betreffen die Kassensitze in allen Bundesländern, wenn auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Sie beginnen im Herbst 2015 in Berlin/Brandenburg. Im Uhrzeigersinn ziehen sie sich weiter durch das gesamte Bundesgebiet. Bis sie 2017 Mecklenburg-Vorpommern erreichen. Dann wird hier die Hälfte der derzeit 22 Geschäftsstellen dicht gemacht. Nicht willkürlich, wie Bernd Schulte betont, sondern im Ergebnis einer Geoanalyse. Sie berücksichtigte unter anderem, an welchen Standorten eine Vor-Ort-Beratung besonders gefragt ist – und wo nicht.

Und was bedeuten die Veränderungen für die Krankenkasse als Ausbildungsbetrieb? „Wir bilden weiter aus“, sagt Simone Borchardt. Bei entsprechenden Leistungen seien auch unbefristete Übernahmen weiterhin möglich.

Nutznießer der Veränderungen in MV ist Güstrow. Hier sollen künftig bundesweite Anträge für ambulante Leistungen bearbeitet und dafür mindestens 200 neue Jobs geschaffen werden. Die meisten der Schweriner Mitarbeiter, deren Stellen wegfallen, werden ein Angebot für Güstrow erhalten, heißt es. Wirtschaftsförderer haben bereits ihre Hilfe bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie angeboten.