Der angekündigte Rockpalast-Kompromiss

Wer rätseln möchte, wie das Krisentreffen zum Rockpalast am Montag ausgeht, sollte Folgendes beachten. Erstens: Der neue Baudezernent darf seine Mitarbeiter nicht verprellen. Zweitens: Bernd Nottebaum war am Wochenende beim Wacken Open Air.
03.08.2014
Matthias Hufmann

Es läuft also auf einen Kompromiss hinaus, der so aussehen könnte: Der Betreiber des Rockpalastes, Heiko Steinmüller, muss beim Brandschutz nachbessern, zum Beispiel eine Treppe für den Fluchtweg einbauen, damit er seine Kneipe vorläufig öffnen darf. Für die endgültige Genehmigung gibt die Stadt ihm ein wenig Zeit, um die strittigen Punkte beim Lärmschutz zu klären. Mit seinem Gutachter, mit einem anderen: Darüber wird man sich einigen müssen.

Für Nottebaum ist ein Kompromiss die einzige Option. Er kann sich nicht gegen die eigenen Leute aus dem Bauamt stellen, nicht gleich in den ersten Wochen. Er mag vielleicht denken, dass sie übers Ziel hinausgeschossen sind mit ihren Forderungen. Mit einer Sammelwut, die ganze Ordner füllt. Mit der Versiegelung der Kneipe. Er kann es aber nicht sagen, zumindest nicht öffentlich.

Auf der anderen Seite wird er mitbekommen haben, dass sich Steinmüller nicht alles gefallen lässt. Der Anwälte um Rat fragt und Gutachter hinzuzieht. Der Demos organisiert und Unterschriften sammelt. Online, auf der Straße, in der Kneipe. Dass es hier auch um ein paar Fragen geht. Wie tolerant ist Schwerin? Oper ja, Rockmusik nein? Und die große: In welcher Stadt wollen wir leben?

Für den Kompromiss lässt sich sogar ein Schlagwort finden: Rechtssicherheit. Die Stadt macht Zugeständnisse, das Ergebnis aber muss jeder juristischen Prüfung standhalten können. Deshalb verhandeln am Montag nicht nur Nottebaum und Steinmüller, sondern auch dessen Anwalt und als Vermittler Sven Klinger von der CDU.

Klinger, ebenfalls Anwalt, war am Donnerstagabend im Rockpalast, um Steinmüller und dessen 30 Gäste darauf vorzubereiten, dass es am Montag keinesfalls eine Lösung mit 100 Prozent Zufriedenheitsgarantie geben werde. Er warb ein bisschen für sich, ein bisschen mehr für seine Partei („Wir kümmern uns nicht nur vor der Wahl“), er sprach vor allem aber wie ein Gesandter. Nottebaum ist schließlich als CDU-Kandidat ins Amt gekommen.

Klinger rief dazu auf, nicht nachzulassen mit dem – friedlichen - Protest. Er würde alle Genehmigungen für andere Kneipen auf Fehler überprüfen, falls der Rockpalast endgültig schließen müsste. Er stand gleich beim Dart-Automaten in einer Ecke, trug Krawatte zu Hemd und Anzughose und redete 60 Minuten gegen die Skepsis. Der Hinweis auf Nottebaum und Wacken half dabei sehr.

Dem Bauamt hingegen sollte man das Motto des Heavy-Metal-Festivals besser verschweigen. „Lauter als die Hölle.“