Erzieher streiken sich ins lange Wochenende

Der A4-Zettel mit dem fetten roten Rand im Kita-Fach lässt Schlimmes ahnen. Jupp, es wird wieder gestreikt! Am Freitag. Diesmal machen alle Krippen und Kindergärten der Kita gGmbH mit, auch die 24-Stunden-Häuser. Ein Hort ist ebenfalls dabei. Ach, es geht um mehr als nur um Geld?
20.05.2015
Sylvia Kuska

Wenn Erzieher die Sache ernst nehmen, beginnt ihr freier Tag um 6 Uhr. Verleihen sie ihrem Protest drei Stunden lang vor ihren Kitas Ausdruck. Dann packen sie ihre Warnwesten ein und vor der Staatskanzlei wieder aus. Wenn sie die Sache nicht so ernst nehmen, bleiben sie einfach zu Hause. Eine Pflicht, zu den Sammelpunkten zu kommen, besteht laut verdi jedenfalls nicht.

Einfach zu Hause bleiben - für berufstätige Eltern ist das ganz schön schwer. Der Elternbrief im Fach ist eine Kopie von vergangener Woche. Da hatten Kinder auch schon einen Tag frei. Immer noch geht es um mehr Geld. Einen pauschalen Prozentsatz mehr fordern die Erzieher nicht. Stattdessen eine bessere Eingruppierung in die Gehaltsstufen des Tarifvertrags. Umgerechnet käme das einer Zehn-Prozent-Forderung gleich. Weil die Anforderungen gestiegen sind, die Kitas länger geöffnet und neue Konzepte erdacht haben, so die Argumentation.

Das offenbart aber auch, wofür die Erzieher scheinbar nicht streiken: für bessere Arbeitsbedingungen, kleinere Gruppen, mehr Personal. Ist in diesen Bereichen alles in Ordnung? Oder löst eine Gehaltserhöhung diese Probleme? „Nein, auch da ist nicht alles gut“, sagt verdi-Mitarbeiterin Karin Eckel.

Beispiel Betreuungsschlüssel: Der liegt im Kindergarten laut Kinderförderungsgesetz (Kifög) des Landes bei 16 (ab 1. August 15) Kindern pro Erzieherin – und damit so hoch wie in keinem anderen Bundesland. De facto verschlechtert sich der Schlüssel noch, wenn man den Aufwand für Elterngespräche, Dienstberatungen, Fortbildungen und Ausfälle wie Urlaub und Krankheit berücksichtigt. Hier hätten bei Verbesserungen alle Beteiligten etwas davon.
Natürlich werde auch dafür gestreikt, so die Gewerkschaft. Schade, im Rufen nach mehr Geld geht das irgendwie unter.

Hintergrund:

Welche Rechte haben Eltern? Wer bestimmt, wie lange gestreikt wird? Dies und mehr lesen Sie in unseren zehn Hintergründen zum Tarifstreit