Gut gemeint ist nicht gut gemacht

  • Stadt Schwerin
    Sigrid Beneke, Daniela Steinigk, Sabine Steinbart und Anne Zander präsentieren das neue Quartierszeichen für die historische Altstadt.
Die Schweriner Altstadt hat sich ein Logo gegönnt. Sieht aus wie ein angeknabbertes Herz mit fliehendem goldenen Reiter. Dazu gibt es jetzt noch einen Altstadtblog. „Dieses neue online Medium...“, so steht es in der Pressemitteilung, „...ist eine Herzensangelegenheit“. Begründung: Printmedien sind nicht mehr zeitgemäß. Beides, Blog und Logo, sind gut gemeint.
13.05.2015
Roland Regge-Schulz

Die gute Nachricht vorweg: In Schwerin kümmert man sich um die Werbung. Nur leider passiert, was immer passiert, wenn sich jemand um Werbung kümmert: Ein neues Logo muss her. Warum? Nun ja.... ähhhh... Na, weil man ein neues Logo braucht, weil alles ein Logo braucht. Wenn jemand dieses Logo sieht, soll er auf den ersten Blick sehen, worum es geht.
Ach, so. Klingt logisch. Beispiel: Wenn jemand einen Stern sieht, denkt er „Mercedes“.
Und wenn jemand einen Domherzreiter sieht, denkt er ab sofort „Altstadt Schwerin“. Nun, ja...
Nein, das funktioniert nicht. Der Stern steht seit Jahrzehnten für Mercedes. Und nur deshalb wird er mit der Marke verbunden. Egal was auch immer passiert ist, im Konzern. Das Logo wurde nicht angetastet, war und ist heilig.

Schwerin hat das Schloss als Marke und ein wunderschönes Wappen. Das Schloss hat einen Weltruf. Damit kann, damit sollte man Touristen locken. Und wer als Tourist in Schwerin landet, landet automatisch in der Altstadt, was soll er auch in Lankow oder auf dem Dreesch?
Der Schweriner selbst braucht auch kein Altstadt-Logo. Er kennt sich aus in seinem Schwerin. Und wenn auch nicht in jedem Randgebiet - in der Altstadt garantiert. Sie ist ja nun auch wirklich sehr übersichtlich.

Die Schweriner Farben sind blau und gelb. Das Altstadtlogo weinrot.
In der Pressemitteilung heißt es, jetzt einmal tief Luft holen, um den folgenden Satz durchzustehen: „Die Gestaltung des Zeichens entspricht in Farbgebung und Stil dem Design der Touristischen Marke, um auch den Wiedererkennungseffekt in der Außendarstellung konsequent weiterzuverfolgen.”
Aber weinrot ist doch eine müde Farbe, die so überhaupt nicht zu Schwerin gehört. Angebracht höchstens für Städte, die mit ihrer Backsteingotik angeben können, Städte wie Wismar oder Stralsund. Das einzig Positive am Schweriner Weinrot ist: Grau wäre schlimmer.

Schwerin hat Wasser. Zwölf Seen! Einen davon in der Altstadt. Der heißt zwar Teich, ist aber ein See. In welchem Stadtzentrum kann man Boot fahren? Das ist etwas Besonderes. Das zieht Touristen. Warum nur, hat das neue Altstadtlogo den Dom als bestimmendes Element. Kirchen gibt es überall. 

Schwerin hat Tradition, ist eine Beamtenstadt, von hier aus wurde und wird das Land verwaltet. Kaum Studenten, wenig Jugend, kein Multikulti. Ein Alterswohnsitz, ruhig, beschaulich, gemütlich – piefig. Weinrot. Kein Wunder, dass der goldene Reiter nur noch weg will.

Schwerin hat einen neuen Blog. Genauer gesagt die Altstadt. Sieht gut aus. Klar strukturiert, übersichtlich. Blau. Nur das Logo fällt aus dem farblichen Rahmen.
Auch wenn ein Blog nun keine neue innovative Idee ist. Die Idee ist gut. Über den Inhalt ist noch wenig zu sagen. So ein Blog lebt ja von der Entwicklung. Mal sehen, wo die Reise hingeht.
Nur eines, liebe Sabine, Birgit und Ulrike sei hier angemerkt. Ihr schreibt: „In der Regel duzt man sich im Internet, das wollen wir auch so halten.”
Nein, liebe Frauen Steinbart, Gorniak und Auge, das stimmt nicht. Höflichkeit und Respekt sind keine Frage der Plattform.
Aber genug gemeckert, sehen wir es doch einmal positiv. In Schwerin ist etwas passiert. Man hat sich zusammengesetzt, hat beraten und gestritten, hat sich Gedanken gemacht und geeinigt. Gewerbetreibende der Altstadt und städtische Angestellte haben sich kennengelernt, sind sich nähergekommen, haben an einem Strang gezogen.

Das Ergebnis ist..., nun ja, ...gut gemeint. Aber die Gemeinschaft lässt für die Zukunft hoffen.