Keine neue Stadionbrücke
Die Kreuzung Ludwigsluster Chaussee/Hagenower Straße sei als Ersatzlösung ausreichend, heißt es in der Beschlussvorlage 346/2015, die am nächsten Dienstag im Hauptausschuss behandelt werden soll. Durchschnittlich 3050 Fahrzeuge würden hier pro Stunde passieren, 150 weniger als prognostiziert. Das hätten Zählungen im Winter und Frühjahr gezeigt, schreibt Amtsleiter Carsten Bierstedt. „Daraus ergibt sich, dass der Knotenpunkt wie prognostiziert leistungsfähig betrieben werden kann und insoweit kein Bedarf für Veränderungen besteht.“
3,6 bis 3,9 Millionen Euro hätte eine neue Brücke gekostet. Die Vorplanung - abgeschlossen, fünf Varianten stehen zur Auswahl. Nur: Falls es nach der Stadt geht, können die Pläne in der Schublade bleiben. Allein schon „wegen der dauerhaft äußerst angespannten Haushaltslage der Landeshauptstadt Schwerin“.
Für diese Einsparung nimmt das Amt für Verkehrsmanagement ein paar Nachteile in Kauf. Zum Beispiel die Mehrbelastung an der Doppelkreuzung Graf-Schack-Allee/Johannes-Stelling-Straße/Ostorfer Ufer/Ludwigsluster Chaussee. Plus 400 Fahrzeuge pro Stunde im Berufsverkehr. Die Zählungen haben im Detail ergeben:
- 30 Prozent mehr Geradeausfahrer vom Ostorfer Ufer zur Graf-Schack-Allee
- 60 Prozent mehr Rechtsabbieger von der Ludwigsluster Chaussee zur Graf-Schack-Allee
- 25 Prozent mehr Linksabbieger von der Graf-Schack-Allee zur Ludwigsluster Chaussee
- 70 Prozent mehr Rechtsabbieger von der Graf-Schack-Allee zur Johannes-Stelling-Straße
- 30 Prozent mehr Linksabbieger von der Johannes-Stelling-Straße zur Graf-Schack-Allee
Die schon zuvor stark ausgelastete Doppelkreuzung wird damit zum Problemfall. In der Bewertung heißt das: Leistungsfähigkeitsstufe F (F = unzureichend).
Umwege müssten aber nicht nur Autofahrer einplanen, sondern auch Fußgänger und Radfahrer, so Bierstedt. Für beide ginge es jetzt via Ampel über die Kreuzung Ludwigsluster Chaussee/Stadionstraße, verbunden mit „erheblicher Höhendifferenz zwischen Stadionstraße und Johannes-Stelling-Straße einerseits und der Ludwigsluster Chaussee andererseits“. Und: Ohne Brücke seien drei Haltestellen der Buslinie 7 (Johannes-Stelling-Straße, Freilichtbühne, Lischstraße) weggefallen, als Ersatz wäre allein die Haltestelle Osterberg hinzugekommen. Die Verbindungsqualität im Linienbusverkehr zwischen Krebsförden und der Gartenstadt sowie dem Bereich Johannes-Stelling-Straße habe sich verschlechtert, meint Bierstedt. Dennoch: Auch aus „dieser Verschlechterung kann keine zwingende Notwendigkeit für einen Brückenneubau abgeleitet werden.“
Die Beschlussvorlage soll im Hauptausschuss, im Ortsbeirat Gartenstadt und Ostorf, im Ausschuss für Bauen, Stadtentwicklung und Verkehr und im Ausschuss für Finanzen beraten werden. Danach folgen wieder der Hauptausschuss und zum Schluss die Abstimmung in der Stadtvertretung.
Geht die Vorlage durch, wäre das eine größtmögliche Wende. Vor einem Jahr hatte der Hauptausschuss in einer Eilentscheidung noch für den Neubau der Stadionbrücke gestimmt. Damals galt: Wenn der Brückenbau an der Wittenburger Straße gefördert wird, kann das gesparte Geld der Stadt in eine neue Stadionbrücke fließen. Und zwar nur in dieses Projekt.
Das hat sich erledigt. Warum? Weil Wirtschaftsminister Harry Glawe inzwischen mitteilte, dass es diese Vorgabe zur Nutzung der Fördermittel gar nicht gibt. Die bisherige Sprachregelung stamme aus einer Zeit, in der die alte Brücke noch stand und man sich nicht habe vorstellen können, dass es auch ohne gehen könnte, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. Inzwischen sei sie aber „klüger geworden.“