Kommen Äpfel kostenlos aus Argentinien?

  • Hufmann
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Wir sind bei Rewe in der Burgseegalerie, stehen vor den Obstregalen und fragen uns: Warum kosten Tafeläpfel aus Argentinien eigentlich genauso viel wie Tafeläpfel aus der Region?
25.09.2014
dieschweriner

Bestimmt hat das mit Angebot und Nachfrage zu tun, mit einer besseren Sorte, vielleicht schüttelt man die roten Argentinier vom Baum, während die roten Deutschen einzeln gepflückt werden. Sicher verdienen Erntehelfer 12.000 Kilomter entfernt auch weniger als ihre Kollegen hierzulande. Erklären lässt sich der Preis damit aber trotzdem nicht. Deshalb unsere (nicht ganz ernst gemeinte) Frage: Kommen Tafeläpfel kostenlos zu uns? Oder genauer (und ernst gemeint): Kommen sie vor allem auf Kosten der Umwelt?

Update: Zwei Fragen, viele Antworten. Zwei Anrufe haben uns erreicht, ein paar Mails, viele Retweets. Herausgekommen ist ein Pro und Kontra. Hier die Zusammenfassung.

Pro Tafeläpfel aus Argentinien: Nach einer Studie der Uni Gießen spielen die Transportkilometer eine geringere Rolle für die Energiebilanz, als man denkt. Ein Beispiel: Da nach Deutschland eingeführte Äpfel zum größten Teil per Schiff transportiert werden, ist der Aufwand pro Kilogramm gering, weil sich der Energieverbrauch des Schiffes auf viele Tonnen Obst verteilt, heißt es in der Studie. Das bedeutet: Der Energieaufwand für Anbau, Ernte und Transport hänge nicht von der Entfernung zum Markt ab, sondern vor allem von der Betriebsgröße, so die Forscher. Ein regionaler Kleinbauer könne energetisch nicht mit einem Großbetrieb mithalten. Ein im Frühjahr eingeschiffter Apfel habe deshalb nur eine um ein Viertel höhere CO2-Bilanz als der hierzulande geerntete Apfel, der über den Winter monatelang im Kühlhaus lagert.

Das Kontra: Kommt von Professor Alois Heißenhuber und dem Geographen Martin Demmeler von der Technischen Universität München. Sie sagen: Regionalität kann sehr wohl effizient und energiesparend sein. Die Ökobilanz einer Lebensmittelkette aus Süddeutschland, die neben ihren konventionellen Waren ein großes Sortiment regionaler Produkte vermarktet, könne dies belegen. Beim Vergleich eines regionalen mit einem überregionalen Warenkorb habe sich herausgestellt, dass die regionale Variante beim Transport nur ein Drittel der Energie benötigte, so die Wissenschaftler. Außerdem seien Lebensmittel nicht nur Träger eines „Energierucksackes“. Werde die Umweltverträglichkeit insgesamt betrachtet, würden weitere Aspekte wie Naturschutz, Aufwand für Pflanzenschutzmittel, Lärmbelastung, Schadstoffausstoß oder Straßenbeanspruchung eine Rolle spielen.

Update 2: Um 15.28 Uhr antwortet Rewe auf Twitter: „Weil ein Überangebot an Äpfeln aus Übersee und Deutschland die Preise purzeln lässt. Normalerweise sind Übersee-Äpfel teurer.“

Wir sind jetzt ein bisschen schlauer. Danke für die Hinweise. Und immer schön Äpfel essen. Sind ja gesund. Da sind sich alle einig.