
Max und das Ende einer wunderbaren Freundschaft
Wenn ich mit dem großen Einkaufswagen meine Kinder dort durch die Gänge schob, wunderten sich die Kleinen, dass wir uns freundschaftlich begrüßten, die Verkäuferinnen und Verkäufer und ich. Manchmal sogar mit Handschlag, wie man das so macht, hier bei uns.
“Ich bezahle schließlich einigen von ihnen das Gehalt”, habe ich scherzhaft gesagt. Das war natürlich maßlos übertrieben. Aber wenn ich so zusammenrechne, wie viel Geld ich dort für Haus und Hof ausgegeben habe, das waren schon anständige Summen.
Mein Freund Max Bahr war immer nett zu mir. Na gut, fast immer. Manchmal habe ich mich auch über einen seiner Mitarbeiter geärgert, wenn der bräsig oben auf dem Stapler sitzenblieb, während ich unten von der Palette mit schmalen Schultern die schweren Zementsäcke auf meinen Anhänger wuppte. Aber es gab ja auch andere, die sich nicht versteckten, wenn Kunden kamen, die mit mir durch die halbe Halle rannten, um mir zu zeigen, wo Max diese besondere Dichtung versteckt hatte.
Manchmal bekam ich Post von Max. Da gratulierte er mir zum Geburtstag oder schickte mir Gutscheine oder Rabattkärtchen.
Das Schönste aber an dieser langjährigen Freundschaft war, dass ich mit der Zeit Max sehr gut kannte. Ich brauchte nicht mehr zu suchen, ich wusste wo die Spanngurte lagen und der Gipskarton. Ich wusste, wie billig sein Zement war und wie maßlos überteuert die Schrauben.
Als Max Bahr im Sterben lag, bin ich nur noch einmal hingefahren. Ein paar Hände schütteln zum Abschied. Ich konnte ihn nicht siechen sehen, meinen Max. Und ich habe die Kunden nicht ertragen, die nur wegen der Ausverkaufsschnäppchen den Markt betraten und sich daneben benahmen. Die Verkäufer wussten noch nicht, wie es persönlich für sie weitergehen wird. Aber sie wurden angepflaumt, weil es Bretter nicht mehr in der passenden Größe gab: “Hier gibts ja nichts, kein Wunder, dass der Laden pleite geht!”
Rot-Weiß jetzt statt Blau-Gelb, Bauhaus statt Max Bahr. Die Farben Bayern Münchens, statt die von Schwerin. Aber, so war zu hören, die Verkäuferinnen und Verkäufer meines Vertrauens sind noch da. Sie werden mir helfen, mich im neuen Markt zurechtzufinden. Mal sehen, vielleicht ist es ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Zum Artikel: Max-Bahr-Nachfolger öffnet im Mai