Poststreik behindert Freiwilligendienst

  • Sylvia Kuska
200 Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr hat Stefan Beutel beim DRK zu vergeben, 25 davon in Schwerin und Crivitz. Viele davon könnten im September unbesetzt bleiben, befürchtet er. Grund: Der Poststreik.
04.07.2015
Sylvia Kuska

Normalerweise ist Stefan Beutel mit seinen Planungen schon viel weiter. Normalerweise hat er jetzt den Schreibtisch voller Bewerbungen und auch Verträge schon unterschrieben zurück. Normalerweise kann er bereits jetzt viele junge Leute den offenen Stellen zuordnen. Das bringt Planungssicherheit. Für die Bewerber, für ihn als Träger und für die sozialen Einrichtungen – meistens Kitas, Krankenhäuser und Pflegeheime –, in denen die jungen Leute ein Jahr lang arbeiten sollen. Normalerweise. Normalerweise streikt aber auch die Post nicht wochenlang.

Stefan Beutel führt die Geschäfte bei der DRK Soziale Freiwilligendienste Mecklenburg-Vorpommern gGmbH. Einem Träger, der Freiwilligendienste im In- und Ausland koordiniert. „Die Sommermonate sind für die Organisation die wichtigste Zeit“, sagt er. In diesem Prozess werde viel per Post zugesandt. Deshalb hat er nun zwei große Probleme. Problem eins: Bewerbungen kommen in der Wismarschen Straße in Schwerin nicht an. Problem zwei: Wer das Vorstellungsgespräch schon erfolgreich hinter sich hat, wartet nun vergeblich auf seinen Vertrag. „Erst wenn wir den unterschrieben zurück haben, ist die Stelle verbindlich besetzt.“
Er empfiehlt allen, die sich auf dem Postweg für ein Freiwilliges Soziales Jahr beworben haben, sich noch einmal mit einer E-Mail an fsj@drk-mv.de zu melden. „Die negativen Auswirkungen des Poststreiks für die Freiwilligendienste steigen wöchentlich“, sagt Stefan Beutel. Denn das Freiwillige Soziale Jahr beginnt in der Regel am 1. September. Im Moment seien von den 200 Stellen erst die Hälfte besetzt, von den 25 in Schwerin und Crivitz 13.

Wo es durch den Poststreik mindestens noch klemmt?
Anders als bei den Streiks der Lokführer und Erzieher ist so gut wie jeder privat und/oder beruflich von den Ausständen bei der Post betroffen. Ein paar Beispiele: Eltern erhalten verspätet Elterngeld, weil die Anträge auf dem Postweg nicht beim Landesamt für Gesundheit und Soziales eintreffen. Schwerbehinderte Menschen warten vergeblich auf ihre Wertmarke oder das Beiblatt für das zweite Halbjahr. Die sind aber die Voraussetzung dafür, dass sie, abgesehen von einem kleinen Eigenanteil, kostenfrei Bus und Bahn fahren können. Firmen warten auf Rechnungen und/oder Zahlungseingänge, Hartz-IV-Empfänger ohne Bankkonto auf ihren Scheck, Privatleute auf bestellte Pakete und wichtige Briefe.

Und die Tarifpartner?
Die haben am Freitag ihre Verhandlungen wieder aufgenommen. Eine Einigung ist bislang nicht in Sicht. Deshalb wird weiter gestreikt. Wofür und wogegen? Und welche Rechte und Pflichten sich daraus für Verbraucher ergeben, erfahren Sie in unserem Hintergrund zum Poststreik: Vor der Staatskanzlei ging die Post ab.