
Rückblick, Teil 8: Schub die Karre, fertig, los!
Morgenkalt ist es noch, aber die Sonne scheint schon, als Bauhaus in Schwerin das Erbe von Max Bahr antritt. Von der Bühne schallte eine Losnummer: “0... 4... 2...” Vor der Bühne Menschen mit Schubkarren, Schubkarren und Schubkarren. Handwerker, Heimwerker, Kleingärtner und Schnäppchenjäger...
Unten an der Straße kanalisieren staatliche und private Sicherheitskräfte den Ansturm.
Morgens um Drei war der erste mit seiner Schubkarre vor Ort. Die älteste Schubkarrenschieberin ist 83. Beide kommen nicht aus Schwerin, sind, wie so viele, extra angereist. Erwartungsfrohe, müde und viele lange Gesichter füllen den Parkplatz vor dem Baumarkt, als die letzte Nummer verlesen, dem letzten Gewinner eines 1000-Euro-Einkaufsgutscheins Glück ins Gesicht gezaubert wird.
Es ist kurz nach Sieben, seit zehn Minuten hat Bauhaus offiziell geöffnet.
Tatsächlich ist es aber schon der zweite Verkaufstag in Schwerin. Am gestrigen Mittwochvormittag hat die Oberbürgermeisterin Glück gewünscht. Alles war fertig, die Regale eingeräumt, die Verkäufer vor Ort. “Warum sollten wir Kunden wegschicken.”
Ein erster Rundgang. Größer ist es geworden und voller, mehr Waren in den Regalen. Anderthalbmal so viel wie vorher. Die Zahl der Produkte ist jetzt sechsstellig. Mehr Verkäufer gibt es auch, das ist aber normal bei einer Eröffnung. Da gibt es Hilfe aus anderen Märkten. So soll es aber auch dauerhaft bleiben in Schwerin.
Vielen bekannten Gesichtern begegnet man im Markt, in ungewohnter Kleidung jetzt. Rot statt gelb.
Als Max Bahr den Bach hinunter ging, haben sie gegen die Strömung gerudert, bis zum Schluss.
Wer von ihnen danach immer noch Lust auf Baumarkt hatte, den hat Bauhaus übernommen, bei gleichem oder besseren Lohn, inklusive Anerkennung der Betriebsjahre. Das ist wie ein kleiner Lottogewinn, hier in Schwerin. Viel besser kann man Mitarbeiter nicht motivieren.
Auf dem Parkplatz sind die Absperrungen abgebaut, die Schubkarren abgeschoben. Max Bahr ist beerdigt und die Trauer verschwunden.