Überraschung auf dem Kontoauszug

  • Mario Lars
Der ADAC hat seine Beiträge erhöht. Von der Ankündigung in der Mitgliederzeitschrift haben viele Mitglieder keine Notiz genommen. Sie bemerken das erst bei der Abbuchung. Dann ist es jedoch zu spät, um sich mit einer Kündigung dagegen zu wehren.
25.02.2014
Sylvia Kuska

Elizabeth N.* schaute nicht schlecht, als sie auf ihrem Kontoauszug die Abbuchung für den ADAC-Jahresbeitrag sah. 114,50 Euro sind an den Allgemeinen Deutschen Autobmobil-Club geflossen. Moment einmal, hat die Plusmitgliedschaft für sie und ihren Partner bisher nicht immer 98,70 Euro gekostet? Die Schwerinerin glaubt an einen Buchungsfehler, ruft bei der Service-Hotline an. Die Antwort der Mitarbeiterin: Kein Buchungsfehler. Der Club hat in diesem Jahr die Preise erhöht.

„Aber das wurde doch gar nicht angekündigt?!“, dürfte sich nicht nur Elizabeth N. wundern. Doch, wurde es, sagt der ADAC. Allerdings erhielten die Mitglieder keinen gesonderten Brief dazu. Die Erhöhung wurde nur in der Mitgliederzeitschrift „Motorwelt“ verkündet. „Sowohl im Juni als auch im Oktober 2013“, sagt Vereinssprecher Jochen Oesterle. Wer die Zeitschrift, laut Satzung das Mitteilungsorgan des ADAC, ungelesen beiseite gelegt hat, wird also von der höheren Abbuchung überrascht. Diesen Vorwurf lässt Oesterle so nicht gelten: Das Thema sei vor einem guten halben Jahr auch in den Medien präsent gewesen.

Auch Olaf K.* ist empört. Gefühlt alle paar Wochen erhalte er Briefe - sogenannte Infopost  - vom ADAC, in denen der Verein diverse Versicherungen anpreist. „Doch bei solch einer wichtigen Entscheidung werden die Mitglieder nicht persönlich informiert?“ Das habe Kostengründe gehabt, rechtfertigt Jochen Osterle das Vorgehen. „Hätten wir an 19 Millionen Mitglieder Briefe geschickt, wäre das sehr teuer geworden.“ Kosten die Werbebriefe kein Geld? Doch. Diese würden aber ungefähr nur 500.000-mal verschickt, so die Antwort.

Die Erhöhung der Beiträge betrifft alle Formen der Mitgliedschaft. So kostet nun zum Beispiel die einfache 49 statt 44,50 Euro, das Partnerpaket 69 Euro. Für die Plus-Mitgliedschaft werden laut Tarifübersicht nun 84 Euro fällig statt 79,50 Euro. Mit Partner 109 Euro. Wer, wie Elizabeth N., noch einen besonders alten Plus- und Partnervertrag hat, zahlt sogar 114,50 Euro, „erhält dafür aber im Vergleich zu neueren Verträgen auch mehr Leistung“, heißt es auf Nachfrage an der Service-Hotline.

Der Club begründet die Erhöhungen unter anderem damit, dass die Zahl der Panneneinsätze und die damit verbunden Kosten – etwa für Ersatzteile und Sprit – gestiegen seien. „Das ist die erste Beitragserhöhung seit zehn Jahren“, wirbt Oesterle um Verständnis für die aus Mitgliedersicht sicher „unpopuläre Entscheidung“.

Elizabeth N. und Olaf K. stört weniger die Tatsache, dass die Beiträge erhöht wurden, sondern mehr das Wie. Angesichts immer neuer ADAC-Skandale fragen sie sich außerdem, wie glaubhaft die angegebenen Gründe für die Erhöhung sind. Oder ob sie als Mitglieder nun „die Zeche zahlen für Hubschraubereinsätze im Fußballstadion oder Flüge zu Veranstaltungen“.

Elizabeth N. war sogar so verärgert, dass sie die Mitgliedschaft sofort kündigen wollte. Doch das geht nicht. Anders als etwa bei Versicherungen, die im Falle einer Beitragserhöhung in der Regel ein Sonderkündigungsrecht einräumen, sieht das Vereinsrecht ein solches nicht vor.

Dass der ADAC dem Vereinsrecht unterliegt, sieht Matthias Wins von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern kritisch. „In einem Verein sind die Mitglieder normalerweise diejenigen, die über die Erhöhungen mitbestimmen“, sagt der Jurist. Als Beispiel nennt er kleine, regionale Fußballvereine. „Zu einem Millionenkonzern wie dem ADAC passt das Vereinsrecht dagegen nicht“, findet der Verbraucherschützer. Denn hier hätten die knapp 19 Millionen Mitglieder de facto keine Möglichkeit, über die Erhöhung mitzuentscheiden. Für sie dürfte es da nur ein schwacher Trost sein, dass der Automobilclub von Deutschland (AvD) und der Auto Club Europa (ACE) ihre Beiträge ebenfalls - und zum Teil in ähnlicher Manier - erhöht haben.

Die Leid tragenden der Erhöhung sind, vor allem im Zusammenspiel mit den ADAC-Skandalen der jüngsten Wochen, neben den Mitgliedern auch die Mitarbeiter in den Geschäftsstellen, an der Service-Hotline oder im Pannendienst. Sie benötigen ob der zahlreichen Beschwerden derzeit ein besonders dickes Fell. „Die Situation ist im Moment für alle Mitarbeiter nicht einfach“, räumt Jochen Oesterle ein.

* Name von der Redaktion geändert