
Das Schweriner Millionen-Plus
Wer hat die Zahl veröffentlicht? Das Statistische Landesamt. Also erkundigten wir uns dort. „Vermutlich gibt es eine einfache Erklärung“, fragten wir per Mail - und hofften tatsächlich darauf. Bloß keine Zahlenkolonnen mal Pi durch irgendwas. Die Antwort kam zehn Tage später. „Über den Hintergrund der veränderten Ein- bzw. Auszahlungen, die einen positiven Finanzierungssaldo nach sich ziehen, kann nur die Stadt Schwerin selbst Auskunft geben.“ Also Adresse und Anrede geändert und die Mail weitergeleitet. Am 11. Mai. Am 12. Juni gab es die Antwort. Unser Lieblingssatz daraus: „Der Finanzierungssaldo, wie er vom Statistischen Amt M-V berechnet wird, ergibt sich aus der Zusammenführung unterschiedlichster Positionen (zur Zeile 34 werden die Zeilen 27, 28 und 29 dazuaddiert, die Zeilen 8, 10, und 11 abgezogen, um auf den Finanzierungssaldo Zeile 33 zu kommen).“ Es folgte eine gewaltige Begründung, bestimmt richtig, für uns jedoch nicht zu verstehen. Was aber tun?
Nun, wir holten uns Rat - und legten die Antwort der Stadt genau jenem Leser vor, der uns auf das Thema gebracht hatte. Und siehe da: Es klappte. Hier die Erklärung:
„Schwerin hat im vergangenen Jahr seine Schulden bei Kreditinstituten zugunsten der vergünstigten Darlehen aus dem Kommunalen Aufbaufonds umgeschuldet. Sie haben auf der einen Seite eine Einnahme in Form von Krediten, es steigt also die Haben-Seite. Normalerweise müsste die Soll-Seite im gleichen Umfang steigen, da die Stadt ja dafür andere Kredite getilgt hat - also Ausgaben geleistet hat. In der Summe hätte sich so ± 0 ergeben müssen. Die Darstellung bedingt nun aber, dass Kredite nicht gleich Kredite sind, sondern unterschieden wird zwischen Krediten bei Verwaltungen (das Landesförderinstitut als ausreichender Geldgeber) und Kreditinstituten (ganz normale Geschäftsbanken). Während erstere zur Berechnung des Finanzierungssaldos herangezogen werden, bleiben letztere unberücksichtigt. Dadurch steigt zwar die Einnahmen- (Soll) nicht aber die Ausgabenseite (Haben).“
Alles klar? Zu 87 Prozent nach zweimaligem Durchlesen. Der Schlusssatz hingegen - kein Problem. „Statistisch steht die Landeshauptstadt gut da, praktisch ist das Geld aber trotzdem weg.“ Nichts zu holen. Das sollte auch der Beratende Beauftragte wissen.