Die Mini-Kammer zu Schwerin

  • Hans-Dieter Hentschel
Die IHK hat Bemerkenswertes geleistet in den vergangenen Wochen. Sie konnte eine zwingende Diskussion verhindern. Eine Diskussion über die Kammer selbst.
10.12.2014
Ein Kommentar von Matthias Hufmann

Am Mittwoch dürfen sie einen Haken machen hinter der Wahl 2014. Die Mitglieder der Vollversammlung wollen ihren Präsidenten wählen, die vier Stellvertreter, die Ausschüsse, es wird Gewinner und Verlierer geben - eine richtige Wahl eben. Und ganz sicher mit hoher Beteiligung. Das Ergebnis wird groß in der Zeitung stehen.

Das Wahlergebnis zur Vollversammlung musste man eher suchen. Zumindest das wichtigste. Am 30. September wurden die Stimmen ausgezählt. In einer Pressemitteilung erfuhr man, dass 44 Unternehmer gewählt worden waren, dass es 86 Kandidaten gab, dass mit 27 Prozent die Frauenquote im „Parlament der Wirtschaft“ deutlich verbessert werden konnte. Auf dreieinhalb Seiten wurde im Detail aufgelistet, wer von wo kommt und welchen Bereich vertritt. Die Wahlbeteiligung hingegen stand bei Zahlen und Fakten, letzte Zeile - 8,1 Prozent.

Das bedeutet: Von 21.776 Berechtigten haben nur 1.690 an der Wahl teilgenommen. Obwohl auf 30 Veranstaltungen in ganz Westmecklenburg geworben wurde. Obwohl jede Firma 5 Postkarten mit Erinnerungen erhielt (2008: 1). Obwohl das Budget höher war als bei der Wahl vor sechs Jahren (was die IHK bestätigt, aber keine genauen Zahlen nennen möchte).

8,1 Prozent, fast 1 Prozent weniger als 2002, knapp 4 Prozent weniger als 2008, als Reformer die neue IHK ausrufen wollten.

Dabei sollte 2014 alles anders werden. Mit drei Wahlkreisen statt einem, mit weniger Schwerin und mehr Umland. Ziel war es, die Wirtschaft der Region besser abzubilden. Nur: Angekommen ist die Botschaft nicht. In der Landeshauptstadt lag die Wahlbeteiligung bei 9,4 Prozent. In Nordwestmecklenburg bei 7,2. In Ludwigslust-Parchim bei 6,0. „Wir hatten mit mehr geliebäugelt“, sagt IHK-Sprecher Andreas Kraus.

„Die legitimierte Interessenvertretung der Wirtschaft entsteht durch die demokratische Wahl aller IHK-zugehörigen Betriebe“, heißt es in der Mitteilung vom 30. September. Genau genommen steckt in diesem Satz - und bei dieser Wahlbeteiligung - der ganze Diskussionsstoff. Nur diskutiert wurde nicht. Und das ist eine bemerkenswerte Leistung.