Das Armenhaus und die Realität

Die Armut in Mecklenburg-Vorpommern wuchs zuletzt rascher als in den meisten anderen Bundesländern. Wie aus dem Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervorgeht, betrug die Armutsquote 23,6 Prozent, nach 22,8 Prozent im Jahr 2012. Doch Zweifel an der Statistik bleiben.
22.02.2015
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Nur in Bremen wäre der Anteil mit 24,6 Prozent noch höher, heißt es im Bericht. Im Bundesdurchschnitt galten 15,5 Prozent der Menschen als arm. Arm sind laut Verband Menschen in Haushalten mit weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens.

Die Realität in MV sehe jedoch anders aus, als es die Zahlen vermuten lassen, schreibt Guido Bohsem in einem Kommentar für die Süddeutsche Zeitung. „Der Verband verwendet bei seinen Berechnungen ein simples Modell. Es ist so einfach, dass es bei der Abbildung eines so komplexen Phänomens wie Armut scheitern muss. Denn Armut wird inzwischen weniger über Geld als über eine würdevolle Teilhabe an der Gesellschaft definiert.“

Es stelle sich die Frage, warum der Wohlfahrtsverband sie trotzdem jedes Jahr weiter publiziert. „Die Antwort ist einfach - die Zahlen stützten seine Mission. Etwas böser kann man auch sagen: seinen Geschäftszweck“, so Bohsem.