Der Brücken-Deal, der keiner mehr ist

  • Sylvia Kuska
    Über die alte Stadionbrücke wächst schon langsam Gras.
Bislang galt in Stein gemeißelt: Wenn der Brückenbau an der Wittenburger Straße gefördert wird, fließt das Geld, das die Stadt dadurch spart, in eine neue Stadionbrücke. Fünf Monate nach Sprengung der alten klingt das nun aber ganz anders.
27.04.2015
Sylvia Kuska

Die alte Stadionbrücke war kaum zwei Wochen weg, da tauchten die ersten Diskussionen auf. Braucht man überhaupt eine neue? Der Verkehr fließe ja besser als gedacht. Es gab viel Pro. Doch die Contra-Stimmen nahmen zu. Und wurden lauter. In der Bevölkerung. Bei Stadtpolitikern.
Ein paar Tage später kehrte wieder Ruhe in das Thema ein. Die Verwaltung atmete auf. Solch eine Contra-Brücken-Diskussion konnte sie damals ganz und gar nicht brauchen. Mit einem Nein zur Stadionbrücke würde man quasi die Vereinbarung mit dem Wirtschaftsministerium aufkündigen, die gesparten Mittel von der einen in die andere Brücke zu verschieben, hieß es. Sind die Fördermittel tatsächlich direkt und ausschließlich mit dieser Verschiebung verbunden? Die Antwort: Ein klares Ja.

Heute hört sich das jedoch ganz anders an.

Wirtschaftsminister Harry Glawe verneinte vor wenigen Tagen auf Anfrage der Grünen im Landtag, dass es eine entsprechende Vorgabe aus seinem Haus gebe. Und die Oberbürgermeisterin sagt: Das im Haushalt eingeplante, durch die Fördermittel aber gesparte Geld für die Wittenburger Brücke „muss nicht zwingend" für eine neue Stadionbrücke ausgegeben werden. Die bisherige Sprachregelung stamme aus einer Zeit, in der die alte noch stand und man sich nicht habe vorstellen können, dass es auch ohne gehen könnte. Inzwischen sei sie aber „klüger geworden“, so Angelika Gramkow.

Das liegt vermutlich auch an einer Erhebung zu Staus, Unfällen und Verkehrsbelastung. Die sei, so die Verwaltungschefin, bereits erfolgt. Über das Ergebnis möchte sie noch nicht sprechen. Es soll erst einmal den Stadtpolitikern vorgestellt werden. Die Rede ist von Juni. Ihnen obliegt es dann auch, Sinn und Zweck einer neuen Stadionbrücke gegebenenfalls noch einmal zu bewerten. Bislang gilt der Stadtvertreterbeschluss vom September, das Geld, das die Stadt durch Fördergelder für die Brücke an der Wittenburger Straße spart, in Summe rund 3,5 Millionen, in eine neue Querung über die Ludwigsluster Chaussee zu investieren.

Unabhängig davon, wofür das Geld am Ende tatsächlich ausgegeben werden könnte, gibt es aber eine Unwägbarkeit: Es ist nur da, wenn die Eisenbahnbrücke in der Wittenburger bis Ende des Jahres fertig wird. Andernfalls fließen keine EU-Mittel und muss die Stadt es in die Eisenbahnbrücke stecken.