Die Milchbauern-Rechnung

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  • Hans-Dieter Hentschel
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41 Cent bräuchten sie pro Liter. Mindestens. Um die 26 Cent bekommen sie derzeit. Höchstens. Rund 100 Landwirte protestierten am Montagnachmittag auf dem Alten Garten dafür, dass ihre Rechnung wieder aufgeht.
24.08.2015
Sylvia Kuska

Sie seien nicht gekommen, um Stunk zu machen. Es macht den Eindruck, als entschuldigt sich Christian Karp, Landeschef vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, schon fast dafür, dass gut 30 Trecker den Alten Garten angesteuert haben. „Wir wollen auch keine Almosen, sondern echte Lösungsansätze.“ Echte Ansätze aus der Milchkrise. „Im Moment machen wir jeden Tag mit jedem Liter Milch Verluste.“ Es ist die dritte Krise in sechs Jahren.

Für einige der geparkten Traktoren liegt der Alte Garten in Schwerin auf einer der vier Routen nach München. Dort wollen sich am 1. September Milchbauern aus dem ganzen Land treffen, um Agrarminister Christian Schmidt (CSU) zu sagen: Es reicht! Unterwegs gesellen sich immer wieder Bauern aus der Region für ein paar Kilometer Sternfahrt dazu. Vielen Milchbauern bliebe im Moment nur der Weg zur Bank um überhaupt zahlungsfähig zu bleiben, argumentiert der Bundesverband.

An diesem Spätnachmittag in Schwerin wissen die rund 100 Milchbauern Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) an ihrer Seite. Das Preisdiktat von Lebensmitteleinzelhandel und Molkereien fahre den Wirtschaftszweig an die Wand, sagt er. Kartellrechtlich sei das nicht zu akzeptieren. Der Lebensmitteleinzelhandel könne nicht auf der einen Seite Qualität „Made in Germany“ fordern und damit werben und diese auf der anderen Seite nicht bezahlen. Abschaffung der Milchquote, Russlandembargo, Einbußen in China – all das bringe Angebot und Nachfrage zusätzlich aus dem Gleichgewicht und drücke den Preis.  Die Bauern applaudieren. Ein paar Touristen fragen, wer denn da gerade spreche. Kleinkinder stehen mit großen Augen vor den Traktoren. Eine Frau raunt ihrem Mann zu, bei den Milchpreisen im Laden könne ja auch nichts bei den Bauern hängen bleiben.

Nach rund zwei Stunden fährt der Treckerkonvoi hupend weiter Richtung Ludwigslust. Der Minister hat ihnen versprochen, mit Bundesminister Christian Schmidt die aktuelle Problemlage zu diskutieren.

Zu Hause im Briefkasten liegen unterdessen wieder Werbeangebote: Butter, Käse, Joghurt – in dieser Woche im Sonderangebot.