Die gute Nachricht

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So wie es aussieht, wird die Schwimmhalle in Lankow stehen bleiben. Das ist gleichzeitig ein Gewinn und ein Armutszeugnis für Schwerin.
14.10.2015
Roland Regge-Schulz und Sylvia Kuska

Ulrich Bunnemann hat ein Konzept ausgearbeitet und am Wochenende an die Stadtregierung geschickt. Er wolle die Schwimmhalle übernehmen, das kleine Becken erhalten, die Sauna neu bauen, eine Mehrzweckfläche soll entstehen und acht Wohnungen.
Sofort wurde in der Stadtspitze zum Hörer gegriffen. Aber ansonsten nicht aufgeregt, wie die Oberbürgermeisterin sagt, schließlich habe sie „mit leiser Stimme auf den AB von Herrn Bunnemann gesprochen.“
Ulrich Bunnemann ist ja auch nicht irgendwer. Spätestens seit er die alte Brauerei in ein modernes Wohnviertel umwandelt, ist er eine feste Größe in Schwerin.

Überrascht sei er gewesen, sagt Baudezernent Bernd Nottebaum, als er am Sonntag die Mail von Bunnemann bekam. Vor allem über den Zeitpunkt. Nottebaum sagt: „Das Thema war monatelang in den Medien. Und als wir Anfang September beim Immobilienforum mit dem Roten Doppeldeckerbus zur Schwimmhalle gefahren sind, war Herr Bunnemann auch dabei.“
Nottebaum erklärt nicht, warum er denn den Herrn Bunnemann nicht gefragt hat, ob der nicht Lust auf ein solches Projekt hat, wenn er schon mit ihm gemeinsam im roten Doppeldeckerbus zur Schwimmhalle nach Lankow gefahren ist. Die Idee, kleines Schwimmbecken und besondere Wohnungen, gab es ja schon spätestens seit Anfang August.

Viel lieber redet die Stadtspitze von Geld, das sie gar nicht hat. 60.000 Euro davon wurden schon für den Abriss ausgegeben. Insgesamt sollten es 170.000 Euro werden. Und wenn man jetzt den Abriss stoppen würde, würde das ja eine Vertragsstrafe nach sich ziehen. Das müsse schon der Investor übernehmen und noch ein bisschen mehr. Im Moment rechnet die Verwaltung, wie viel Geld sie für die 4200 Quadratmeter große Fläche haben möchte. Schließlich müsse sich die Stadt für den Verkauf auch beim Innenminister rechtfertigen. 
Davon, dass Nottebaum die Halle auch für einen Euro abgegeben hätte, ist nicht mehr die Rede. Das war ja nur so gemeint, falls die Halle rein sportlich genutzt worden wäre, sagt er jetzt. Und das ist nun nicht gegeben. Und als es gegeben war, als der Schweriner Arzt Ralf Schmedemann die Schwimm- in eine Sporthalle verwandeln wollte, hat die Stadt geblockt. 

Überhaupt nicht redet die Stadt vom Denkmalschutz. Denn ob die Lankower Schwimmhalle ein Denkmal ist oder nicht, ist bis heute ungeklärt. Das Land sagt ja, die Stadt sagt nein. Das Verfahren läuft, was den Baudezernenten nicht weiter stört. Ab morgen sollten Bagger Tatsachen schaffen. Was nicht mehr da ist, kann kein Denkmal sein. Und das in einer Stadt, die sich um die Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe bemüht.

Am Ende könnten alle glücklich sein. Die Saunafreunde aus Lankow, die weiter schwitzen können; die Wasserfreunde, die ein Becken behalten; die Kammergruppe der Schweriner Architekten, die sich so für den Erhalt eingesetzt haben; die Oberbürgermeisterin und ihr Baudezernent, die nicht als Denkmalschleifer in die Geschichtsbücher eingehen.
Und alle Schweriner, weil sie ein Stück ihrer Geschichte behalten.